
Welche Verhaltensmuster hat die Kriegsgeneration an die Kinder und sogar Enkel weitergegeben? (Marion Böhrk-Martin)
Transgenerationale Traumaweitergabe: Telefonseelsorge Lübeck organisiert Symposium im März.
Die Kriegsenkel stehen im Frühjahr im Fokus. Die Telefonseelsorge Lübeck organisiert ein großes Symposium zur transgenerationalen Traumaweitergabe. Vom 13. bis 16. März gehen ganz unterschiedliche Veranstaltungen und Formate auf das Thema einer ganzen Generation ein.
„Wir wissen aus unseren Gesprächen am Telefon und Kontakten im E-Mail-Chat, dass die heute 30- bis 50-Jährigen ihre ganz eigenen Sorgen haben: Festhalten am Alten oder rastloses Ungenügen sind die zwei Seiten der Medaille, die die Kriegskinder der nächsten Generation mitgegeben haben“, sagt Marion Böhrk-Martin, Leiterin der Telefonseelsorge Lübeck. „Bis in die vierte Generation der 1990 bis 2000 Geborenen leiden Angehörige traumatisierter deutscher Familien in ganz Deutschland: unter einem verunsicherten Lebensgefühl, unter diffusen Gefühlen der Heimatlosigkeit und des Nicht-Angekommen- und Angenommenseins, unter Bindungsproblemen, fehlendem Selbstwertgefühl, Burn-out und unbewusstem Verzicht auf eigenes Glück.“
Nach den Kriegskindern 2014 stellt die Pastorin über ein großes Fach-Symposium nun die Kriegsenkel in den Fokus der Öffentlichkeit. Der erste Tag richtet sich aber an alle, die das Thema interessiert oder selbst berührt. Tag zwei ist für ein Fachpublikum ausgerichtet, wobei der künstlerisch konzipierte Gottesdienst zum Abschluss offen für alle ist.
Am Mittwoch, 13. März, ist um 20 Uhr ein Filmabend zum Thema Kriegsenkel mit dem Film „Anfang aus dem Ende“ von Aleida Assmann im Kommunalen Kino geplant, den Marion Böhrk-Martin gemeinsam mit Dr. Hanna Petersen moderieren wird.
Am 15. März findet das Kriegsenkel-Symposium in den Räumen der Gemeinnützigen statt. „Der erste Tag ist offen für alle, die sich mit dem Thema beschäftigen und so strukturiert, dass man zwei halbe Tage oder eine Ganztagesveranstaltung für sich daraus machen kann“, erklärt Marion Böhrk-Martin das Konzept. Jeweils zwei Vorträgen folgen kurze Workshops. „Der zweite Tag richtet sich an Fachkräfte, die im psychosozialen Bereich arbeiten.“
Den Abschluss bildet ein öffentlicher Gottesdienst am Sonnabend, 16. März, um 20 Uhr in St. Petri. „Ich freue mich sehr, dass sich Knut Winkmann künstlerisch mit dem Thema transgenerationale Traumaweitergabe beschäftigen wird“, so Böhrk-Martin. So wird der Abschlussgottesdienst in Form und Ausgestaltung sogar für die Petrikirche ungewöhnlich sein. Diese selbst sei ein durch den Krieg verletzter Raum, so Böhrk-Martin und sei als Gottesdienstort für dieses Anliegen prädestiniert.
Begleiten wird das Thema die Ausstellung „Ich les Dir vor, was Du nicht siehst“ der Wortwerkerin Hannah Rau durch den ganzen März im Lübecker Dom.