
Im Eutiner Kreishaus haben die Kooperationsparter jetzt die Aktionsplakate vorgestellt. (Manuela Boller)
Jugendamt und Familienzentren im Kreis Ostholstein machen auf Probleme des Smartphone-Konsums aufmerksam.
Mutter oder Vater schiebt den Kinderwagen, hantiert mit dem Smartphone, kein Kontakt zum blicksuchenden Kind. Ein beinahe alltäglich zu beobachtender „Aufreger“. Mit der jetzt gestarteten kreisweiten Plakatkampagne „Heute schon mit Ihrem Kind gesprochen?“ soll auf die Bedeutung der frühkindlichen Bindung aufmerksam gemacht werden. Sie soll Eltern anregen, sich mit dem eigenen Medienverhalten im Familienalltag auseinanderzusetzen.
Unter Schirmherrschaft des Kreispräsidenten Harald Werner will der Kreis bis zum 15. März konzentriert den Smartphone-Konsum junger Familien in den Blickpunkt rücken. In Kooperation mit den acht Familienzentren in Eutin, Bad Schwartau, Ratekau, Ahrensbök, Neustadt, Oldenburg, Heiligenhafen und Fehmarn sowie zahlreichen Netzwerkpartnern sind mehr als 90 verschiedene Veranstaltungen geplant.
Initiator ist der Jugendhilfeplaner des Kreises, Frithjof Lörchner. Er spricht von präventivem Kinderschutz und erläutert: „Dieses Thema liegt allen am Herzen. Die Mediennutzung hat sich verändert.
Wir wollen die Erziehungsverantwortung ansprechen, allerdings ohne erhobenen pädagogischen Zeigefinger. Die Kommunikation zwischen Kind und Eltern kann auf der Strecke bleiben, wenn das Miteinander zu kurz kommt.“ Er berichtete beispielsweise von Badeunfällen, die sich in Mecklenburg- Vorpommern ereignet haben, weil die Eltern ihre Kinder nicht mehr im Blick gehabt hätten.
Über 200-mal täglich würden wir zum Smartphone greifen. Es sei aus dem Familienalltag nicht mehr wegzudenken. Ob beim Spaziergang, auf dem Spielplatz oder beim gemeinsamen Essen, manchen Eltern sei gar nicht mehr bewusst, dass sie ihrem Handy mehr Aufmerksamkeit schenkten, als ihrem Kind. Insbesondere im Kleinkindalter wirke sich ein Mangel an Zuwendung und Aufmerksamkeit negativ auf die Sprachentwicklung und die Eltern- Kind-Bindung aus. Blickkontakt, Zuwendung und Kommunikation würden dagegen den Grundstein für eine gute Entwicklung legen. „Mir ist es eine Herzensangelegenheit, dieses Thema an die Eltern heranzutragen und für einen sensiblen Umgang mit den neuen Medien zu werben“, sagte Kreispräsident Werner bei der Auftaktveranstaltung am Dienstag im Eutiner Kreishaus. Man wolle Handys nicht verteufeln, sondern Nutzer zum Nachdenken anregen.
Es werde Vorlese- und Spielenachmittage in den Kitas und Bibliotheken geben, Projekttage in Grundschulen, Mal- und Fotowettbewerbe sowie Vorträge für Eltern und Erzieher. In Eutin werde die Sonnen-Apotheke gemeinsam mit Kindern ein Schaufenster zum Thema gestalten. Hinzu kämen ergänzende Materialien wie „Einfache Handyregeln – auch für Mama und Papa“ oder das „Handybett“ zum Einsatz, eine selbst zu bauende Konstruktion, in der man sein Smartphone zu Bett bringen könne. Plakate, die auch im öffentlichen Raum hängen und Postkarten-Cartoons könnten den Einstieg bieten, um sich den Medienkonsum bewusst zu machen und sich darüber offen auszutauschen. Welche Aktionen wo geplant sind, das erfahren Interessierte im Internet unter www.familienzentren-ostholstein.de.
Großen Erfolg verzeichnete bereits das Familienzentrum der Gemeinde Ahrensbök mit der Plakataktion „Heute schon mit Ihrem Kind gesprochen?“, die dort im vergangenen Jahr gestartet wurde. Birgit Kommans berichtet: „Funk und Fernsehen berichteten darüber. Zahlreiche Menschen sprachen mich darauf an, jeder hatte eine Geschichte dazu zu erzählen. Es war wohl an der Zeit, dass der Pfropfen mal aus dem Fass gezogen wurde …“»Mit dieser Kampagne will der Kreis Ostholstein gleichzeitig auf die vielfältigen Möglichkeiten der Frühen Hilfen hinweisen, die es seit nunmehr zehn Jahren in den acht Familienzentren Ostholsteins gibt. Auskünfte zum Projekt erteilt der Jugendhilfeplaner Frithjof Lörchner unter Telefon 04521/788471 oder per E-Mail an f.loerchner@kreis-oh.de.