Professor Dr. Jörg Wollenberg hatte die Ausstellung „A Letter to Debbie“ 2001 nach Europa geholt. (Mareike Bader/Delmenhorster Kreisblatt)
Gedenkstätte Ahrensbök eröffnet am Sonntag neue Ausstellung.
Es war ein Bild des Grauens: Als amerikanische Truppen am 27. April 1945 das Konzentrationslager Dachau- Kaufering befreiten, wurde US-Leutnant Albert Gaynes Zeuge der „ganzen Bestialität der Nazis“. In einem Brief an seine Frau Debbie beschreibt er das „Horror-Konzentrationslager“. 50 Jahre später hat die amerikanische Künstlerin Yardena Donig-Youner den Brief und Fotodokumente dieser Zeit zur Ausstellung „A Letter to Debbie“ verarbeitet, die jetzt bis zum 3. März in der Gedenkstätte Ahrensbök zu sehen ist.
In seinem Brief versucht Leutnant Gaynes auf acht Seiten das Grauen in Worte zu fassen. Er berichtet von verkohlten Leichen, beschreibt „Muselmanen“, von Amerikanern „Zombies“ genannt, von nackten Leibern, die in Gräben lagen, „verhungert und zu Tode gequält, Skelette mit Haut“. Albert Gaynes legte seinem Brief 13 Fotos von Toten bei, die ein Sergeant am Tage der Lagerbefreiung aufgenommen hatte.
Für Yardena Donig-Youner waren diese Briefe ein Kunstwerk. Aus den Fotos schuf sie Drucke im Großformat, über die sie die Texte des handschriftlichen Briefes legte. „Zuerst liest man den Text, dann entdeckt man die Bilder im Hintergrund“, so ihr Motiv für die Gestaltung. Yardena Donig-Youner ist persönlich betroffen: Ihre Familie floh vor den Nazis nach Palästina, ihre Großmutter wurde in Riga ermordet.
Der Historiker Professor Dr. Jörg Wollenberg, der die Ausstellung um die Jahrtausendwende aus den USA nach Deutschland holte, wird an drei Sonntagen in Vorträgen und zuletzt im Gespräch mit dem Schauspieler Rolf Becker die Hintergründe der Befreiung von Konzentrationslagern durch alliierte Truppen sowie das Leid der Frauen, die auf Todesmärsche geschickt wurden, zum Thema machen.
Interessierte sind zum Besuch der Ausstellung und des Begleitprogramms in die Gedenkstätte Ahrensbök, Flachsröste 16, eingeladen.
Professor Dr. Jörg Wollenberg eröffnet die aktuelle Schau am „Internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus“ – Sonntag, 27. Januar – um 15 Uhr mit einem Vortrag.
»Die KZ-Gedenkstätte ist jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr, dienstags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.
Nähere Infos unter Telefon 04525/ 493060 oder online auf www.gedenkstaetteahrensboek.de. Der Eintritt ist stets frei.