„Jedes Bild hat eine Extraebene, die über die Beschreibung des Verses hinaus geht – sonst wäre es ein Comic“, so Armin Mueller-Stahl. (Graap)
Armin Mueller-Stahls Statement gegen Populisten und Autokraten.
Im Monat des 88. Geburtstags von Armin Mueller- Stahl zeigt das Eutiner Ostholstein-Museum die neuesten Bilder des Schauspielers, Musikers, Literaten und Malers. Die Sonderausstellung, die bis zum 30. Dezember läuft, widmet sich dem Gedicht „Der wien Vogel fliegen kann“, das der Künstler mit Blick auf die heutigen Zeitumstände erweitert und mit 36 kraftvollen, emotionsgeladenen Malereien in Öl illustriert hat.
1968 brachte der politische 18-Zeiler als Metapher für ein Leben hinter der Mauer Mueller-Stahl zu DDR-Zeiten in Schwierigkeiten mit der Stasi. 2016 hat er weitere 18 Verse hinzugefügt und einen Bogen zu den Diktaturen auf der ganzen Welt gespannt. „Auch die Idee zu den Bildern ist entstanden, weil überall Populisten und Autokraten wie Pilze aus dem Boden schießen“, erläutert der Künstler aus Sierksdorf. „Man fühlt, wie die Welt außer Rand und Band gerät. Sie ist unberechenbar und so ungemütlich geworden“, sagt Mueller-Stahl.
Kein Wunder also, dass er seine Pinselstriche wie Donnergrollen über das Papier gezogen hat. „Ich habe Krieg und Flucht erlebt. Ich weiß, wie widerlich Menschen zueinander sein können. Für meine Kinder und Enkelkinder wünsche ich mir eine schönere Zukunft“, erklärt Mueller-Stahl sein Engagement. Er will wachrütteln, denn eines ist ihm klar und sollte allen klar sein: „Die Demokratie ist nicht die perfekte Staatsform, aber die beste unter den schlechten.“
Zu sehen sind Gedicht (an einer Hörstation kann man den Worten des Künstlers auch lauschen) und die expressiven Bilder dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11 bis 17 Uhr im Museum. »Gedicht und Malereien sind aktuell in dem Bildband „Der wien Vogel fliegen kann“ beim Hatje Cantz Verlag erschienen. Das Buch ist für 28 Euro im Buchhandel und im Ostholstein-Museum am Schlossplatz 1 erhältlich.