
Miriam Kanzler (re.) und Reitstall-Inhaberin Claudia Leinius haben die Typisierungsaktion organisiert. (pd)
Großer Andrang bei der Typisierung für leukämiekranke Badendorferin.
Das Schicksal der 52-jährigen krebskranken Badendorferin Heidi Hamann rührt nicht nur die Menschen in dem kleinen Ort am Rande des Kreises Stormarn. 476 Menschen haben sich auf den Weg gemacht, um sich typisieren zu lassen.
Außer ihrer Mutter hat Heidi Hamann keine Familienangehörigen mehr. „Wir sind ihre Familie“, sagt Miriam Kanzler und muss dabei schlucken, schließlich ist eine akute lymphatische Leukämie (ALL) mit der als „Philadelphia-Chromosom“ bezeichneten genetischen Veränderung des Chromosoms 22 kein Schnupfen. „Sie hat ihre gesamte Freizeit im Stall bei ihrem Pony verbracht. Es ist ihr ein und alles“, erzählt Reitstall-Besitzerin Claudia Leinius, die die Typisierungsaktion zusammen mit Miriam Kanzler organisiert hat.
Beide Frauen freuten sich über die große Hilfsbereitschaft, die nicht nur aus Badendorf kam. Der TSV Zarpen hat spontan Geld zur Finanzierung der Typisierungsaktion gesammelt, der Reitverein Badendorf hat Brötchen gespendet und Helfer gestellt, die Feuerwehr sorgte für einen geordneten Ablauf. Sportprint und das Druckhaus Menne haben die Aktion mit Flyern, Plakaten und Aufklebern unterstützt. Die Gemeinde hat Plakate aufgestellt und die Turnhalle zur Verfügung gestellt. Zeitgleich zur Typisierung gab es auf dem Reiterhof Leinius Kaffee und Kuchen satt. Außerdem spendierten die vielen Eltern ihrem Nachwuchs extra viele Runden beim Ponyreiten, dessen Erlös ebenfalls zur Finanzierung der Typisierungen verwendet wird.
Billig sind die Untersuchungen nicht. „Eine Typisierung kostet 35 Euro“, weiß Kader Peker, die sich mit 18 Jahren bei der Deutschen Knochenmark Spenderdatei registrieren ließ und Typisierungsaktionen im Norden als ehrenamtliche Mitarbeiterin der DKMS begleitet. Sie selbst war bereits zwei Mal der genetische Zwilling eines an Leukämie erkrankten Menschen: „Ein Empfänger hat leider nicht überlebt.
Ein anderer aber doch“, erzählt sie.
Die gute Nachricht von den vielen Spendern und Helfern hatte Heidi Hamanns Mutter ihrer Tochter im Krankenhaus erzählt. Dort übergab sie ihrer Tochter ein Foto aus der Grundschulzeit, das Heidi Hamann zusammen mit Mitschülern zeigt. Mitgebracht hatte es ein ehemaliger Klassenkamerad, der Heidi Hamann Jahrzehnte nicht mehr gesehen hat. Als er von der Typisierungsaktion gelesen hatte, ließ er sich ebenfalls in Badendorf bei der Deutschen Knochenmark Spenderdatei (DKMS) registrieren.
Claudia Leinius und Miriam Kanzler waren von dem Andrang der vielen Menschen überwältigt. „Wir haben in vier Stunden 476 Menschen registriert. Zur Finanzierung der Untersuchungen sind bislang rund 4900 Euro zusammengekommen. Das ist für ein kleines Dorf wie Badendorf sehr viel. Wir alle sind erschöpft, aber total glücklich.“ pd