
Pröpstin Petra Kallies (3. v. r.) dankte Lienhard Böhning (2. v. r.) für die bisherige Schirmherrschaft, die nun Bürgermeister Jan Lindenau (r.) inne hat. (Lutz Roessler/kk Ll)
Eine Million Euro investieren Kirche und Stiftungen in die vier Meter dicken Mauern.
Der Auftakt zur Sanierung der Zwillingstürme von St. Marien war festlich. Adventsmusik, Gespräche, Fotografien und Informationen unter Mitwirkung von Bürgermeister und neuem Schirmherr des Projekts „Sieben Türme will ich sehen“ Jan Lindenau, Pröpstin Petra Kallies, Marienpastor Robert Pfeifer sowie viele Gäste brachten die Ratskirche zum Leuchten – innen wie außen.
„Der Turm von St. Jakobi wurde vor langer Zeit saniert und hält. St. Petri konnten wir dieses Jahr glücklich beenden. Fafür ein großes Danke. Und nun sind wir gut geübt für die Türme von St.
Marien und dann vom Dom“, sagte Pröpstin Kallies. Der bisherige Schirmherr Lienhard Böhning gab das Staffelholz, einen bunten Regenschirm, an Bürgermeister Jan Lindenau weiter. „Schon in der Vergangenheit haben die Lübecker gezeigt, dass, wenn sie etwas wollen, sie das dann auch schaffen.“
Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, schilderte in einem kurzen Vortrag die Ergebnisse der Voruntersuchungen, die Schäden und die Sanierung der St.-Marien-Türme. Diese beginnt im Frühjahr 2019 und 2020 sollen die Türme wieder ohne Gerüst in ihrer ganzen Pracht zu sehen sein. Die Kosten der Sanierung der 125 Meter hohen Türme mit vier Meter dicken Mauern wird rund eine Million Euro betragen. In einer fünfjährigen Beobachtungs- und Untersuchungszeit wurden die Rissbewegungen im Mauerwerk der beiden Türme, die chemischen und statischen Ursachen für die Schäden sowie die Mauerwerksfeuchtigkeit untersucht. Alleine diese Untersuchungen kosteten rund 450000 Euro. Die Erkenntnisse sind Grundlage für das Sanierungskonzept der Türme.
Als Besonderheit werden bei der Sanierung Führungen hoch auf das Gerüst angeboten, damit Interessierte quasi hautnah dabei sein können. Und sie können so den immer wiederkehrenden Riss sehen, der den Experten lange ein Rätsel war. Er soll durch eine Soll-Riss-Fuge aus Ziegel und Gipsmörtel geschlossen und das Mauerwerk so vor weiter eindringendem Wasser geschützt werden.
Insgesamt haben sich viele kleinere Risse gebildet. Zur Ausbesserung dieser Risse muss das Mauerwerk geöffnet (60 Zentimeter tief) und neu aufgemauert werden. Abschließend wird alles mit einem speziell angefertigten Hochbrandgipsmörtel wieder verfugt. Zusätzlich werden am Mauerwerk 200 Quadratmeter schadhafte Verfugungen ausgebessert.
Durch das Eigengewicht des Turmes und der ungenügenden Einbindung zum Ziegelmauerwerk drücken sich 82 Granitquader an einigen Stellen der Turmecken heraus. Sie sollen durch Edelstahlanker befestigt werden. Es müssen 49 mittelalterliche Anker entrostet werden. Dazu muss das Mauerwerk entfernt und anschließend wieder neu aufgemauert werden.
Für sämtliche Mauerarbeiten werden 19250 Steine benötigt, darunter 30 Formsteine. Außerdem müssen 1500 Quadratmeter der Fassade mit Hand und Bürste gereinigt und die Gesimsabdeckung ausgebessert werden, damit kein Regen und somit Feuchtigkeit eindringt.
Zukünftig soll kein Tropfen Wasser mehr in das Mauerwerk eindringen, da ansonsten das Mineral Thaumasit entsteht, das sich als Reaktionsprodukt bestimmter fester Stoffe mit Wasser im Mörtel des Mauerwerks bildet. Thaumasit ist volumenmäßig größer als die Summe der Ausgangsstoffe – somit entstehen enorme Druckkräfte, die sich durch Risse entladen.
Die Finanzierung der Sanierung erfolgt durch Kirchensteuermittel des Kirchenkreises, durch angefragte Unterstützung von Lübecker Stiftungen und zirka ein Drittel der Kosten trägt die St.-Marien- Kirchengemeinde.
»Spendenmöglichkeiten unter www.sieben-tuerme-luebeck.de.