Festspiele haben eine Perspektive

Die Festspiel-Gesellschafter Falk Herzog (links) und Dr. Joachim Scheele (rechts) im Gespräch mit „actori“-Berater Philipp Leist. (Graap)

Die Eutiner Sommeroper benötigt allerdings höhere Zuschüsse der öffentlichen Hand.

Haben die Eutiner Festspiele eine Zukunftsperspektive? Eine Antwort sollte eine Analyse der Unternehmensberatung „actori“ aus München geben. Die bundesweit im Kulturbereich tätige Firma ist zu einem Ergebnis gekommen, das Hoffnung macht. Die Sommeroper sei langfristig lebensfähig – allerdings unter Voraussetzungen.

Bei einem Pressegespräch machte die Leitung der Festspiele klar, dass „actori“ die Aufgabe hatte, ergebnisoffen das Auf und Ab der Eutiner Festspiele seit dem Jahr 2000 zu beleuchten und den Handlungsbedarf für eine gesicherte Zukunft zu definieren. Sie hätte auch zu dem Schluss kommen dürfen, zu sagen, dass es besser wäre, „den Laden abzuschließen“. Aber Projektleiter Philipp Leist betont, das Potenzial für eine solide Entwicklung sei vorhanden. Bedingung dafür seien aber kontinuierliche Verbesserungen bei der programmatischen, organisatorischen und finanziellen Ausrichtung. „Die Eutiner Festspiele können noch immer viele Besucher aktivieren – das hat die Saison 2018 gezeigt.“ Unter anderem das hohe Engagement der Gesellschafter habe zu den besten Besucherzahlen seit zehn Jahren geführt. Darauf könne man aufbauen.

Für eine erfolgreiche Konsolidierung sieht „actori“ sowohl die Steigerung des Zuschussanteils am Gesamtbudget als auch der Erträge insgesamt als erfolgsrelevant an. So sei der Anteil der öffentlichen Zuschüsse zu gering: 85 Prozent des Budgets müssten die Festspiele selbst erwirtschaften, 15 Prozent seien Fördermittel von Stadt, Kreis und Land. Vergleichbare Festivals hätten Förderquoten von 23 bis 35 Prozent. „Wir sind hoffnungslos öffentlich unterfinanziert. Kultur kostet Geld. Wir müssen den Entscheidungsträgern noch deutlicher machen, was die Festspiele für Wirtschaft und Tourismus leisten“, sagt Geschäftsführer Falk Herzog. Er rechnete vor, wenn 30000 Zuschauer nur je 20 Euro in der Stadt lassen würden, seien das schon satte 600000 Euro. Und allein das Ensemble lasse an Mieten 100000 Euro in der Region. Die Festspiele würden mehrheitlich von Tagestouristen besucht. 2018 wurden nur 2100 der 33200 verkauften Karten in den Postleitzahlenbereich 23701 verkauft.

Für mehr Wirtschaftlichkeit müsse auch der städtebauliche Vertrag mit Stadt und Schloss überarbeitet werden, der die Spielzeit derzeit auf drei Monate und die Anzahl der Veranstaltungen auf 35 begrenzt. Außerdem müsse kräftig in die Sanierung der veralteten Infrastruktur investiert werden. Im Mittelpunkt stehe die Erneuerung der Tribüne. Ebenso wichtig sei es, die Profilierung der Festspiele zu schärfen und die Programmformate auszubauen, etwa durch Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Die Kombination von Oper und Musical sei zukunftsweisend.

Auch im Bereich Personal wird es Veränderungen geben müssen. So sollen die Festspiele künftig von einer Doppelspitze in der Geschäftsführung geleitet werden, und mit dem 2019 auslaufenden Vertrag von Dominique Caron werde die ganzjährige Intendanz wegfallen. Mit Politik und Verwaltung ist man bereits in der Diskussion. vg

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