Wenn alte Bäume weichen müssen

Treffpunkt an der kranken Esche: Jens Wandel (links) erläutert die notwendigen Maßnahmen für den alten Baum. (Fotos: Mpa)

Trotz regelmäßiger Kontrollen und Pflege sind sie oft nicht mehr zu retten.

„So schöne, alte Bäume! Müssen sie wirklich gefällt werden?“ Oft stoßen die Mitarbeiter vom Bereich Stadtgrün und Verkehr der Stadt Lübeck auf Unverständnis der Passanten, besonders, wenn es den großen, alten Baumriesen an den Kragen geht. „Wir wollen das Beste für die Bäume und sie so lange wie möglich erhalten“, sagt Björn Peters, der die flächenübergreifende Bewirtschaftung im Bereich Stadtgrün und Verkehr leitet. Doch wenn Fäulnis die großen Riesen von innen aushöhlt, sei es nur eine Frage der Zeit, bis es einzig um die Verkehrssicherheit am Standort gehe. Ständig sind zehn Mitarbeiter im Einsatz, um einen Baumbestand von 18000 Straßenbäumen und über 80000 weitere Bäume in Grünanlagen, Schul- und Kitagelände, Sportplätzen auf städtischen Flächen zu kontrollieren. Weitere 17 Mitarbeiter sind mit Baumpflege befasst.

Alle Bäume sind nummeriert, circa 55000 Bäume des Bestandes sind inzwischen digitalisiert. In digitalen Baumfälllisten ist veröffentlicht, welche Bäume gefällt werden. „Nicht angegeben sind Bäume auf privatem Grund oder Bäume, die nicht unter die Baumschutzsatzung fallen“, erläutert Peters. Zu jeder Fällung ist der Fällgrund angegeben. „Eine Fällung erfolgt erst dann, wenn mit keiner anderen baumpflegerischen Maßnahme die Verkehrssicherheit des Baumes hergestellt werden kann“, bestätigt der Abteilungsleiter von Stadtgrün und Verkehr. Allein in diesem Winter müssen 150 Bäume gefällt werden. „Das sind 23 Straßenbäume und 127 Bäume in Grünanlagen, auf Spielplätzen und an Schulen“, weiß Jens Wandel, der für die Baumkontrollen beim Stadtgrün und Verkehr zuständig ist.

Einen Umfang von 5,70 Meter weist die 216 Jahre alte Esche in der Grünanlage am Gustav-Radbruch-Platz auf. Der Baum, der regelmäßig kontrolliert und in der Größe reduziert wurde, ist an einer offenen Fäule erkrankt. „Er wird weiter reduziert werden müssen“, sagt Björn Peters. „Solange die Verkehrssicherheit der Esche garantiert werden kann, bleibt er noch erhalten“, so Jens Wandel. Gerade einen Tag zuvor hat er den alten Baum untersucht und mittels elektrischer Widerstandstomographie die Dichte des Holzstamms gemessen. Eine doppelstämmige Esche musste dort bereits fallen. Seit circa 1809 stand sie inmitten der Anlage. „Sie war nicht mehr zu halten“, bestätigt Peters. Eine ausgedehnte Fäule am Stammfuß

führte zu einer starken Höhlung des Baumes. „Nach der Entdeckung konnten wir den Baum noch zehn Jahre erhalten. Nur die Baumkrone musste reduziert werden“, erzählt Wandel. Nach regelmäßigen Kontrollen wurde in diesem Jahr festgestellt, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben war. „Nach der Kontrolle musste umgehend gefällt werden“, stellt Wandel fest.

Auch im Stadtpark kamen Bäume zu Fall. Bei einer Untersuchung war festgestellt worden, dass mehrere Bäume stark beschädigt sind. Robinie, Buche und Zierapfel waren von Fäule betroffen und drohten zu stürzen. „Es stand zu befürchten, dass Personen zu Schaden kommen“, erläutert Wandel. Nachpflanzungen sollen noch in diesem Herbst oder im nächsten Frühjahr vorgenommen werden. mpa

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