
Die Autoren der Karte: Swen Staack (links) und Jochen Gust. (Fotos: Hfr)
Fallzahlen steigen auch in Ostholstein kontinuierlich – Erkrankung kann jeden treffen.
1906 beschrieb der Arzt Alois Alzheimer als erster die später nach ihm benannte Demenzerkrankung. Der Name ist heute ein Synonym für das Nachlassen der Verstandeskraft. Und die Zahl der Betroffenen wächst – besonders bedingt durch die stetig steigende Lebenserwartung. Im Norden sind mehr als 60000 Schleswig-Holsteiner betroffen – fast 70 Prozent mehr als noch vor 14 Jahren. Dies zeigt die aktualisierte „Demenzkarte Schleswig-Holstein“, die von Swen Staack, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Demenz in Schleswig- Holstein, und Jochen Gust, Demenzbeauftragter im Sankt Elisabeth Krankenhaus Eutin, zusammengestellt wurde. Berücksichtigt wurden Betroffene ab dem 65. Lebensjahr.
„Die besondere Herausforderung dabei ist es, verlässliche Zahlen zu generieren, da doch viele Betroffene im Dunkeln bleiben. Nach wie vor sicher ist aber, dass die Diagnose Demenz in unserer Gesellschaft auch heute noch ein Tabuthema ist, das viele Betroffene und ihre Angehörigen ausgrenzt und stigmatisiert. Häufig stehen diese der Situation hilflos und ohne adäquate Hilfe gegenüber“, so Staack. „Wir möchten mit unserer Demenzkarte auch dazu beitragen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es nicht nur jeden treffen kann, sondern Demenz bereits viele Menschen in unserer Region betrifft. Menschen mit Demenz leben nicht ,irgendwo’. Es sind unsere Eltern und Großeltern, unsere Freunde, Nachbarn, Kollegen und Vereinskameraden“, betont Jochen Gust.
Landesweit ist die Zahl der Erkrankten im Vergleich zum Jahr 2015 um etwa 2600 auf 60230 gestiegen. 2003 waren es noch 36300 Betroffene. In Ostholstein leben 4900 Erkrankte, das sind 8,9 Prozent der im Kreis lebenden Senioren. Hinzu kommen die mitbetroffenen Angehörigen und jene, die tagtäglich beruflich ihren Dienst am Nächsten tun und sich den häufig nervenaufreibenden Aufgaben im Umgang mit Demenzerkrankungen stellen – in erster Linie Pflegekräfte, Mediziner, Betreuungskräfte und andere Berufsgruppen.
„Die vorliegenden aktuellen Zahlen und Daten können und sollen dazu beitragen, dass das Thema Demenz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen wird. Einrichtungen, Institutionen, Vereine, Behörden, Dienstleister, Banken, alle Akteure, die eine Kommune ausmachen und in ihr leben und arbeiten, sollten diese ,demenzfreundlich’ gestalten“, erläutert Staack. Zahlen und Daten seien aber auch wichtig, um Politik, Kranken- und Pflegekassen deutlich vor Augen zu führen, dass eine solidarische Gesundheitsversorgung unumgänglich ist.
»Die Demenzkarte kann kostenlos im Internet unter www.demenz-sh.de oder www.sek-eutin.de heruntergeladen werden.