
Mehr als 300 Zuhörer waren am Dienstag zur Einwohnerversammlung gekommen. (Fotos: Pd)
Neuer Wohnraum stand im Mittelpunkt des belebten Treffens.
Reinfeld. Braucht Reinfeld für seine weitere Entwicklung neuen Wohnraum? Etwas provokant war die Fragestellung, mit der die Stadt zu einer Einwohnerversammlung eingeladen hatte. Das Interesse jedenfalls war groß, denn immerhin kamen mehr als 300 Personen in die Aula der Immanuel-Kant-Schule.
Begeistert zeigte sich darüber Bürgervorsteher Gerd Herrmann, der sich vorgenommen hat, die Einwohner bereits im Vorfeld bei solch weitreichenden Entscheidungen mitzunehmen. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen sei das eine, Aspekte wie Infrastruktur und Verkehr dürften dabei jedoch nicht außer Acht gelassen werden.
Um den Einwohnern zu verdeutlichen, worum es geht, wie der Ist-Zustand ist und welche Entwicklungsmöglichkeiten Reinfeld überhaupt hat, hatte Bürgermeister Heiko Gerstmann eine anschauliche Bildschirmpräsentation vorbereitet, die auf der Internetseite der Stadt für all jene abrufbar ist, die nicht an der Versammlung teilnehmen konnten. Ein vom Kreis Stormarn in Auftrag gegebenes Gutachten hatte für Reinfeld 380 bis 540 fehlende Wohneinheiten bis zum Jahr 2030 prognostiziert. Durch den Anstieg der über 70-Jährigen würde der Bedarf an Wohnraum für Ein- bis Zweipersonenhaushalte besonders deutlich ansteigen, so Gerstmann.
Anfragen nach Bauland gebe es genug. Manche Investoren würden liebend gerne gleich 30 Grundstücke kaufen, doch genau die würden fehlen. Es gebe zwar Möglichkeiten, auf großen Grundstücken in zweiter Reihe zu bauen, Massen könnten damit aber nicht abgearbeitet werden. Für mehrere Straßen seien die Voraussetzungen bereits geschaffen. Im Gespräch sei die Stadt zudem mit dem Eigentümer des Alfaparks.
Die Entwicklungsmöglichkeiten Reinfelds in Außenbereiche dagegen seien ebenfalls begrenzt. Potenzial gebe es lediglich in Richtung Bad Oldesloe. Damit dürfte der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum allerdings kaum gedeckt werden können, denn Reinfeld liegt außerhalb der Fördergebiete. „Es gibt nur die Möglichkeit, dass die Stadt sozialen Wohnungsbau vorantreibt. Wegen unserer Haushaltslage ist das jedoch schwierig“, so Gerstmann.
Lorenz Hartwig brachte für die CDU abermals den Sportplatz, den Marktplatz und auch das Gelände des Kleingartenvereins als Bauland ins Spiel, was den anderen Fraktionen gegen den Strich ging. Darüber hinaus ließ Hartwig seiner Kritik am Bürgermeister freien Lauf.
Den Grünen habe die Vorgehensweise am Dröhnhorster Weg nicht gefallen, betonte deren Fraktionsvorsitzender Geert Karnick. Erst müsse der Bedarf, dann zur Verfügung stehende Flächen, der Zustand der Infrastruktur und das Investitionsvolumen feststehen. „Erst dann kann Reinfeld sagen, ob und wie wir wachsen wollen.“
Rolf-Jürgen Hanf, Fraktionschef der SPD, betonte, wie wichtig es sei, die Bürger bei der Wohnraumentwicklung mitzunehmen. „Gemeinsam heißt nicht nur Politik und Verwaltung. Die Bevölkerung gehört auch dazu“, so Hanf, der zudem betonte, dass der zuständige Ausschuss bereits beschlossen hätte, dass der Sportplatz und das Kleingartengelände nicht bebaut werden dürfen.
Das sah auch Jens Löper von der WIR so: „Dass die CDU immer wieder Beschlüsse in Frage stellt, verärgert uns extrem.“ Für seine Fraktion gehe „Innenstadtverdichtung vor Flächenfraß.“
Zum Schluss hatten die Bürger das Wort, von denen Udo Reichle-Röber von der Flüchtlingssozialarbeit eine vielsagende Frage stellte: „Wir reden hier von Entwicklung bis 2030. Aber wie können wir den aktuellen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum stillen?“ pd