
Die Wilhelm-Wisser-Schule in der Elisabethstraße müsste in den nächsten Jahren umgebaut und erweitert werden. Die Bürgerinitiative fordert einen Neubau zusammen mit der Grundschule am Kleinen See. (hfr)
Stadt Eutin kalkuliert mit 14 Millionen Euro Mehrkosten – dagegen lassen sich laut Bürgerinitiative sechs Millionen Euro einsparen.
Die Auseinandersetzung um den möglichen Neubau eines Schulzentrums für die Wilhelm-Wisser-Gemeinschaftsschule und die Grundschule am Kleinen See wird immer verzwickter. Die Bürgerinitiative (BI) „Vernunft macht Schule“ strebt ein Bürgerbegehren für das Vorhaben an. Um die finanziellen Folgen deutlich zu machen, hatte die Verwaltung eine Kostenübersicht zu erstellen. Die Stadt geht von Gesamtkosten in Höhe von 44 Millionen Euro aus – und rechnet vor, dass der Bau eines Schulzentrums zehn bis 14 Millionen Euro mehr kosten würde als die bisher von der Stadt bevorzugte Variante, die Sanierung und Erweiterung der Wisser-Schule am Standort Elisabethstraße.
Vergangene Woche legte Bürgermeister Carsten Behnk die Kostenschätzung der Stadtverwaltung vor. Danach wird der Kostenrahmen für den Neubau der Grundschule am Standort Kleiner Eutiner See mit acht Millionen Euro beziffert, für eine Drei-Feld- Sporthalle am Güterbahnhof mit 7,85 Millionen Euro sowie für Erweiterung und Sanierung der alten Wisser-Schule mit 18,5 Millionen – insgesamt also 34,35 Millionen Euro. Für das Konzept der Bürgerinitiative rechnet die Stadt mit 9,9 Millionen Euro Mehrkosten: Für den Neubau der Wisser-Schule am Kleinen See setzt sie 28,2 Millionen Euro an. Bei einer Aktualisierung des Raumbauches könnte die Differenz sogar 13,8 Millionen betragen.
Die Fraktion der Grünen sieht sich durch diese Zahlen bestätigt: „Bis zu 14 Millionen mehr – das ist eine riesige Summe. Wir sind zum Dialog bereit und wünschen uns, dass die BI noch zur Vernunft kommt und ihr Vorhaben ad acta legt“, so Fraktionschefin Monika Obieray. Der Ausbau der Wisser-Schule in der Elisabethstraße gehe deutlich schneller und vermeide alle zusätzlichen Probleme, „die ein Riesen-Schulzentrum am Standort See schafft“.
Die Bürgerinitiative hingegen macht eine ganz andere Rechnung auf. „In der Berechnung der Verwaltung stecken einige Ungenauigkeiten, und vor allem werden dort Äpfel mit Birnen verglichen“, betont der BI-Vertreter Thorben Junge. So fehlen bei der von der Stadt favorisierten Variante die Kosten für den Bau einer 1,5-Feld-Halle für die Grundschule. Außerdem seien die Verkaufserlöse für freiwerdende Grundstücke und Immobilien bei einem Schulzentrumsneubau in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro bei der BI-Variante nicht abgezogen worden. Zudem könne die Drei-Feld- Sporthalle am Standort Kleiner See deutlich günstiger als am alten Güterbahnhof gebaut werden. „Darüber hinaus nutzen wir andere Kennzahlen als die Verwaltung, die bei den Kosten pro Quadratmeter Brutto-Grundfläche bei Grundschule (2293 Euro) und Gemeinschaftsschule (3285 Euro) zwei unterschiedliche Faktoren ansetzt. Wir nutzen für beide Schulbauten den selben Faktor 2293 Euro pro Quadratmeter“, läutert BI-Vertreter Ivo Stock.
In Zahlen bedeutet dies: acht Millionen für die Grundschule, 19,6 Millionen für die Wisser-Schule und fünf Millionen für eine Drei-Feld- Halle – summa summarum: 32,65 Millionen Euro für das Schulkonzept der BI und unterm Strich sechs Millionen Euro Einsparung gegenüber der städtischen Variante. Und die Synergieeffekte, die ein gemeinsamer Campus mit sich bringe, seien noch nicht einmal darin enthalten. Unberücksichtigt bleibe auch, dass sich laut neuer Raumprogramme die Fläche für die Grundschule deutlich vergrößere und für die Gemeinschaftsschule verkleinere. Stock: „Unser Vorschlag ist immer noch der beste Kompromiss für eine moderne Lösung, die den Anforderungen von Schule heute entspricht.“
Die BI will ihre Rechnung jetzt in den Fraktionen vorstellen und erläutern. Gleichzeitig will sie ihren Formulierungsvorschlag für das Bürgerbegehren bei der Kommunalaufsicht prüfen lassen und bei einer Freigabe mit dem Sammeln der Unterschriften beginnen. Bevor jetzt übereilte Entscheidungen getroffen werden, sollten die Kommunalpolitiker alle Zahlen hinterfragen und ganz genau hinzugucken – denn egal, welche Variante: Es geht um Millionen Euro, die gespart werden könnten. »Die Überarbeitung des Raumprogramms wird am Dienstag, 6. November, um 18 Uhr im Rathaus vom Schulausschuss diskutiert.