Wald oder Waterfront?

Blick von der Travepromenade auf den Priwall: Der Weg entlang der Kohlenhofspitze vor dem Hintergrund des Wäldchens ist bei Spaziergängern beliebt. Waterfront-Investor Sven Hollesen will dort eines Tages ein Hotel errichten. (HN)

Um die Zukunft der Kohlenhofspitze wird seit vielen Jahren gerungen. Das Thema wird jetzt wieder im Travemünder Ortsrat besprochen.

Große Unruhe gab es Anfang September 2010 auf einer öffentlichen Veranstaltung des Travemünder SPD-Ortsverbandes. Da wurden von der Stadtplanung Pläne für das touristische Großprojekt Priwall Waterfront vorgestellt, und es stellte sich heraus, dass ein kleines Stück Uferpromenade an der Kohlenhofspitze nicht mehr zugänglich sein würde, wenn dort ein Hotel hinkommt. Die Bürger empörten sich, und der damalige Vorsitzende der Travemünder SPD, Wolfgang Hovestädt, beschwichtigte, noch sei der Bebauungsplan gar nicht so weit. Acht Jahre später ist Hovestädt längst nicht mehr in der SPD, die Sache mit dem Uferstreifen ist verworfen, und einen Bebauungsplan gibt es weiterhin nicht. Über das Hotel wird aber immer noch diskutiert.

Zuletzt hatte die Bürgerinitiative behutsame Priwallentwicklung das Thema wiederbelebt: Die Initiative kämpft gegen das Waterfront-Projekt und feierte Anfang September zehnjähriges Bestehen.

Bislang mit überschaubarem Erfolg, aber das soll sich nun ändern: „Inzwischen gibt es auch erheblichen politischen Widerstand gegen das Hotel und gegen die Bebauung“, hatte der Vorsitzende Siegbert Bruders auf der Feier gesagt. Tatsächlich hatte der Travemünder CDU-Ortsverband auf seiner Vorstandssitzung am 31. August beschlossen, jegliche Bebauung am Kohlenhof abzulehnen. Inklusive Kohlenhofspitze. Wenig später bekräftigte die Travemünder SPD in einer Mitteilung, dass man den Bau eines Hotels am Kohlenhof ablehne.

In der September-Sitzung des Ortsrates hätte die politische Meinung aus dem Seebad eigentlich in einen Beschluss münden sollen, doch das scheiterte nach einiger Diskussion an einem ordentlich formulierten Antrag. Nun steht das Thema Kohlenhof im Oktober wieder auf der Tagesordnung. Dass sich eine Mehrheit gegen das Projekt ausspricht, gilt als wahrscheinlich.

Gegen diesen zweiten Bauabschnitt des Waterfront-Projektes, der sich von der Kohlenhofspitze beim Priwallhafen die Uferlinie entlang bis zur Autofähre erstrecken würde, hatte sich Detlev Stolzenberg schon im Bürgermeister-Wahlkampf positioniert. „Mit mir als Bürgermeister wird es am Kohlenhof keine Ausnahmen mehr von Bauverboten im Wald, in Biotopen und bei Gewässerschutzabständen geben“, hatte Stolzenberg im Juli 2017 bei einer seiner vielen Kundgebungen vor Ort gesagt. Mit dem Bürgermeister-Amt wurde es nichts, aber heute sitzt er als Vorsitzender der Wählergemeinschaft Die Unabhängigen in der Bürgerschaft. Sprecher Wolfgang Neskovic verwies kürzlich in einer Pressemitteilung auf den elf Jahre alten Kaufvertrag für das Gelände. Investor Sven Hollesen sei darin ausdrücklich darauf hingewiesen worden, „dass die Hansestadt Lübeck aufgrund des abgeschlossenen Vertrages keine Verpflichtung übernimmt, überhaupt einen Bebauungsplan beziehungsweise ein mit einem bestimmten Inhalt aufzustellen.“ Ohne Bebauungsplan gibt es auch keine Bebauung.

Wann es soweit sein könnte mit dem Bebauungsplan, dazu gab Bürgerschaftsmitglied Ulrich Krause (CDU) im September eine Einschätzung: „Vor 2025“ werde über die Frage wahrscheinlich nicht abgestimmt, meinte Krause auf einem Bürgerstammtisch der Travemünder CDU. Grund sei, dass das Projekt in der Rangfolge der Bebauungspläne, die von der Lübecker Verwaltung abgearbeitet werden, weit hinten stehe.

Wer die weitere Diskussion in Travemünde verfolgen möchte, kann am Mittwoch, 10. Oktober, um 19 Uhr die öffentliche Sitzung des Ortsrates im Gesellschaftshaus, Torstraße 1, verfolgen.

HN

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