Sicher verwahrt in der Kühlschranktür: Eine kleine Dose mit Schraubverschluss, die im Notfall Ärzten und Rettungssanitätern Auskunft über Blutgruppe, Vorerkrankungen und verordnete Medikamente gibt, stößt derzeit auf eine überaus positive Resonanz.
Wer nach einem Unfall oder einer akuten Erkrankung selbst zum Notfall geworden ist, wird das kennen: Rettungskräfte fragen nach der Blutgruppe, chronische Krankheiten oder den Namen des Hausarztes. Angesichts der Ausnahmesituation jedoch ist der Kopf leer. Antworten bleiben aus und mit der Suche nach einem Medikamentenplan oder Namen von Angehörigen geht wertvolle Zeit verloren.
So funktioniert die „Notfalldose“
Abhilfe soll die „Notfalldose“ schaffen, die den Rettungskräften Antworten auf die wichtigsten Fragen gibt und zu einer schnellstmöglichen Versorgung der Notfälle beitragen soll. Die Idee der „Notfalldose“ ist simpel: Sie enthält einen Fragebogen mit Angaben zur Gesundheit, Namen des Hausarztes und sogar Kontaktdaten der Angehörigen, die im Notfall verständigt werden müssen. Damit Rettungskräfte die Dose nicht erst lange suchen müssen, hat sie einen festen Platz: im Kühlschrank. Aufkleber an der Wohnungstür weisen auf die „Notfalldose“ im Kühlschrank hin.
Seniorenwohnanlage in Schleswig-Holstein setzt auf die praktischen „Notfalldose“
Die Seniorenwohnanlage Claudiushof im schleswig-holsteinischen Reinfeld geht mit gutem Beispiel voran: Durch einen Artikel in den Lübecker Nachrichten ist der Fotograf und Bewohner des Claudiushofes Dierk Topp auf die „Notfalldose“ aufmerksam geworden. Von der Idee der Dose und ihrer Aufbewahrung im Kühlschrank ist Dierk Topp immer noch begeistert: „Wenn jemand überraschend ins Krankenhaus muss, entfällt die zeitraubende Suche nach Dokumenten, denn um leicht verderbliche Lebensmittel entsorgen zu können, wirft man immer einen Blick in den Kühlschrank.“ Mit seiner Begeisterung steckte er Jessica Roschlaub, Leiterin des Claudiushofes an, die sogleich 250 „Notfalldosen“ bestellt hatte.
„Notfalldose“ ist neben dem Hausnotruf eine zusätzliche Sicherung
Gemeinsam mit der Betreuungskraft Britta Müller zog sie von Wohnungstür zu Wohnungstür, erläuterte den Sinn der „Notfalldosen“ und half beim Ausfüllen des Fragebogens. „Viele Bewohner sind dazu nicht mehr in der Lage. Die Resonanz aber war durchweg positiv“, freut sich Jessica Roschlaub. Von den 134 Bewohnern des Claudiushofes hätten lediglich zwei die Dose abgelehnt. Sofort zugestimmt hatte dagegen Sibylle Staab-Goedel, die mit ihren 80 Lebensjahren gesundheitlich schon mehrere schlimme Zeiten durchleben musste. Für Jessica Roschlaub ist die „Notfalldose“ neben dem Hausnotruf eine zusätzliche Sicherung für die Bewohner des Claudiushofes. Wie Dierk Topp hofft sie auf eine größere Verbreitung der Dosen, die nicht nur für Senioren sinnvoll seien: „Ich bin Mutti von drei Kindern. Im Notfall werden auch sie nicht dazu in der Lage sein, die Fragen der Rettungskräfte zu beantworten.“ pd
Foto: Die Bewohner des Claudiushofs nehmen die neue Dose gut an. Auch Sibylle Staab-Goedel (80) ist von der Notfalldose begeistert. Sie steht sicher verwahrt in ihrer Kühlschranktür. © pd