Bei Stromausfall muss der Herrentunnel gesperrt werden. Auch Polizei, Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge dürfen den Herrentunnel dann nicht passieren. Ist Kücknitz im Ernstfall abgeschnitten?
Als am 16. Mai die Stromversorgung in Lübeck zusammenbrach, musste auch der Herrentunnel gesperrt werden. Sowohl die West- als auch die Ostseite des Tunnels waren in der Zeit von 12.25 bis 14.35 Uhr stromlos. Aus Sicherheitsgründen wurde daher der Tunnel gesperrt. Auf Nachfrage teilte Herrentunnel-Geschäftsführer Sven Brüning mit, dass bei der Planfeststellung und Bauausführung bewusst auf eine Notstromversorgung in Form von Notdiesel verzichtet wurde. „Ein gleichzeitiger Ausfall beider unabhängiger Einspeisungen wurde als sehr unwahrscheinlich eingestuft“, so der Geschäftsführer.
Sicherheitskonzept des Herrentunnels
Des Weiteren erklärte Brüning das Sicherheitskonzept des Tunnels: „Bei einem einseitigen Stromausfall, wie am Vortage auf der Westseite geschehen, wird herrentunnelintern die Energie der ,unabhängigen’ Einspeisung (am Vortage Ost) über eine interne Ringleitung geschaltet, so dass keine Tunnelschließung notwendig ist.“ Getreu den Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT) waren während des Stromausfalls sowohl der Tunnel als auch die Verkehrs- und Sicherheitssysteme voll funktionsfähig und liefen auf Batteriebetrieb (USV-Versorgung).
Temporäre Schließung des Herrentunnels
„Eine Schließung war aber dennoch aus Sicherheitsgründen wegen des Ausfalls beider Seiten notwendig: Sollte sich in der stromlosen Zeit ein Unfall oder Brand ereignen, reicht die USV-Versorgung nicht aus, um zusätzlich Lüfter und Pumpen zu versorgen“, erläutert Brüning weiter. „Außerdem konnte niemand von ,offizieller Seite’ die Ausfalldauer mitteilen.“
Schlechte Karten für Notfall-Patienten
Damit ist defacto in einer solchen Ausnahmesituation der Norden Lübecks abgeschnitten. Sollte also jemand einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erleiden, ist ein schneller Transport in eine Klinik zurzeit nicht gewährleistet. Das kritisiert auch Jörn Puhle, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und Mitglied der Bürgerschaft. „Wie haben beziehungsweise hätten die Routen für einen Krankentransport aus Kücknitz und Travemünde beispielsweise zur Uni-Klinik ausgesehen? Hätte hier der weitere Weg über Dassow oder das ,verstopfte’ Bad Schwartau genommen werden müssen? Gerade im Notfall zählt jede Minute auf dem Weg in eine entsprechende Klinik“, fragt er kritisch.
Katastrophenplan der Hansestadt Lübeck
Die Antwort Brünings fällt eindeutig aus: „Das Betreiben des Tunnels ist uns in dem Ausnahmefall, dass beide Seiten der Trave ohne Strom sind, aus den genannten Gründen nicht erlaubt.“ Auf Nachfrage bei der Hansestadt Lübeck erläutert Valessa Glisovic vom Presseamt, dass der Katastrophenplan der Hansestadt überarbeitet und erweitert werden soll. „Darin fließen die Erkenntnisse aus dem Stromausfall mit ein“, so Valessa Glisovic. HÖ
Foto: Im Falle einer Sperrung des Herrentunnels wie beispielsweise beim Blackout Mitte Mai müssen auch Rettungsfahrzeuge Umwege in Kauf nehmen. © HÖ
Wie Sie sagen, leiden bei solchen Schließungen von Tunnels kranke Menschen sehr stark darunter. In solchen Fällen spielen dann eben Krankentransporte eine sehr große Rolle. V.a. weil die Zuständigen die entsprechenden und besten Routen kennen.