Sechs Eutiner wollen im „Kleinen Hotel“ ein solidarisches Wohnprojekt verwirklichen – Infoabend bei der VHS.
Profit? Rendite? Wenn es um Immobilien geht, sind das häufig wichtige Parameter. Dies gilt allerdings nicht für ein neues Wohnprojekt, das sechs Eutiner Bürger jetzt im „Kleinen Hotel“ in der Albert-Mahlstedt-Straße realisieren wollen. Das Vorhaben möchte Raum schaffen, um in solidarischer Gemeinschaft wohnen und wirken zu können. „Das hat schon was von einer Kommune, aber jeder Mieter kann sich stets in seinen eigenen Bereich zurückziehen“, erläutert Architekt Christian Bielke.
Die Initiatoren stammen größtenteils aus der Fairtrade-Initiative Eutin
„Wir treffen uns immer einmal im Monat im ,Kleinen Hotel’, und als wir hörten, dass es bald zum Verkauf steht, dachten wir, das wäre etwas für ein Wohnprojekt, das schon immer mal Thema bei unseren Gesprächen war“, erzählt Barbara Braasch. Das Hotel habe bereits die perfekte Grundstruktur mit möglichen Gemeinschaftsräumen und Zimmern, die alle jeweils über ein Bad verfügen. „Eigentlich könnten wir gleich einziehen“, schmunzelt Braasch.
„Kleines Hotel“ soll in Wohnhaus umgewandelt werden
Doch bevor es so weit ist, muss noch manche bürokratische Hürde genommen werden. Die Vertrags- und Darlehnsangelegenheiten sind nicht ganz so einfach zu bewältigen. Ins Auge gefasst ist, das Hotel in der zweiten Jahreshälfte 2019 in ein Wohnhaus umzuwandeln.
Das Mietshäuser Syndikat berät selbstorganisierte Hausprojekte
Das Eigentum soll später in der Hand einer Haus GmbH liegen. Diese besteht aus zwei Gesellschaftern: dem Hausverein der Bewohner und dem „Mietshäuser Syndikat“, das bundesweit bereits 120 ähnliche Projekte realisiert hat und das ein einprägsames Motto hat: „Die Häuser denen, die drin wohnen!“ Die Finanzierung erfolgt über Privatdarlehn und Direktkredite: „Direktkredite bieten die Möglichkeit einer sozialen und transparenten Geldanlage. Wir schließen mit den Geldgebern einen Kreditvertrag ab 500 Euro aufwärts mit einer Verzinsung von 0,0 bis 1,5 Prozent ab. Die Tilgung erfolgt über die Mietzahlungen. Gewinne werden nicht erwirtschaftet“, betont Bielke. Unterstützer, die den solidarischen Gedanken fördern wollen, sind also aufgerufen, Geld für das Projekt beizusteuern. Diese Form der Finanzierung hilft bei der Realisierung des Projektes unabhängig von den Vermögensverhältnissen der Bewohner.
Die Verwaltung liegt in der Hand der Hausgemeinschaft
Entscheidungen werden nach dem Konsens-Prinzip getroffen. 15 bis 20 Menschen sollen am Ende im Haus wohnen können. „Wir sind auch noch auf der Suche nach Mitbewohnern, die eine ähnliche gesellschaftliche Haltung haben wie wir. Toleranz und Wertschätzung stehen ganz oben“, sagt Bielke. Man ist konfessionsunabhängig und wünsche sich jüngere als auch ältere Hausgenossen.
Infoabend am 15. Juni
Am Freitag, 15. Juni, um 18.30 Uhr laden die Initiatoren zu einem Infoabend in die Volkshochschule, Plöner Straße 19, ein. Gezeigt wird auch der Film „Das ist unser Haus“ zum Thema Gemeineigentum, Selbstorganisation und Solidarität, der das Prinzip des Projektes anhand von lebendigen Beispielen – unter anderem aus Lübeck – veranschaulicht. Anschließend ist Zeit für Fragen und Gespräche. Kontakt gibt es per E-Mail an analog6.8@posteo.de oder unter Telefon 04521/76839. vg
Foto: Die sechs Initiatoren wissen bereits, dass sie hier einziehen wollen (von links): Sven Borgert (49), Christian Bielke (58), Barbara Braasch (62), Daniel Hettwich (53), Kirsten Ullrich (49) und Katja Helmbrecht (53). © Graap