Kreuzfahrer an den Kurstrand? Der Verein Lübeck Cruise schlägt neuen Anleger an der Nordermole vor.
Eine Begrenzung setzt nur der Kalender: Mehr als ein Schiff pro Tag kann nicht festmachen am neuen Kreuzfahrtterminal, das der Verein Lübeck Cruise zur Diskussion stellt. Grundlage der Überlegungen ist ein Gutachten, das im Auftrag des Vereins mögliche Standorte für einen neuen Anleger untersucht hat. Denn am Ostpreußenkai können nur Schiffe bis etwa 200 Meter Länge anlegen.
„Queen Elizabeth“ am 7. August in Travemünde
Die gelten längst als „klein“. Die „Queen Elizabeth“ zum Beispiel, die Travemünde am 7. August besuchen wird, bringt es auf 293 Meter. Mit einem attraktiven Anleger hält der Verein 70 Anläufe im Jahr für realistisch. Überwiegend würden die wohl an den Wochenenden stattfinden. Nach Prüfung verschiedener Standorte für einen großen Anleger schlägt Lübeck Cruise nun die Nordermole an der Travemündung vor – also praktisch direkt am Badestrand und vor den großen Hotels wie dem „A-Ja“ und dem Maritim.
70 bis 80 Millionen Euro für einen neue Anleger in Travemünde?
Der neue Anleger soll „multifunktional“ auch für Gastronomie und Veranstaltungen nutzbar sein. Zu den Kosten gibt es bislang nur eine grobe Schätzung: 70 bis 80 Millionen Euro sollen es werden, bezahlen sollen das Investoren.
Terminal für große Kreuzfahrtschiffe am Standort Lübeck
Die Reaktionen der Politik sind gemischt: „Hocherfreut“ zeigen sich die Bürger für Lübeck (BfL) in einer Mitteilung. Man sieht sich bestätigt. „Jahrelang waren wir die einsamen Rufer in der Wüste“, so Lothar Möller. „Wir haben immer wieder ein auch auf größere Schiffe ausgerichtetes Terminal für Kreuzfahrtschiffe am Standort Lübeck gefordert.“
CDU kritisiert neuen Anleger an der Nordermole
Kritisch sieht den Standort dagegen die CDU: „Die Vorstellung, dass im Bereich des Strandes tausende von Kreuzfahrtpassagieren abgefertigt werden sollen, ist schlichtweg ein Albtraum“, sagt der Ortsverbandsvorsitzende Thomas Thalau. Das sieht auch der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion Ulrich Krause so: „Sollen die Badegäste am Kurstrand künftig etwa unmittelbar unter den Augen der Kreuzfahrtpassagiere liegen? Direkt neben Kreuzfahrtschiffen mit unter Umständen laufenden Diesel-Motoren?“, fragt er. Die Idee soll nun in das touristische Entwicklungskonzept eingearbeitet werden. Wenn es denn dazu kommt. Dem Vernehmen nach gibt es auch unter den Vereinsmitgliedern mittlerweile Zweifler, ob die Nordermole eine so gute Idee war. HN
Foto: Besuch der 295 Meter langen „Mein Schiff 5“ in Travemünde im Sommer 2016: Sollen solche „schwimmenden Hochhäuser“ zukünftig direkt neben dem Kurstrand festmachen? © HN