Einmal im Monat stehen im Death Café des Palliativnetzes Travebogen in Lübeck Themen rund um Trauer und Verlust im Vordergrund.
Wie wünsche ich mir mein eigenes Begräbnis? Wann ist der richtige Zeitpunk für eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht? Bei Kaffee und Kuchen sitzen Interessierte zusammen, um über das Sterben zu kommunizieren und sich gemeinsam über Bestattungs- und Trauerrituale auszutauschen: Themen rund um Leben, Trauer und Tod werden seit Ende es letzten Jahres beim Death Café des Palliativnetzes Travebogen in Lübeck besprochen. Es findet an jedem dritten Donnerstag im Monat von 16 bis 17.30 Uhr in einem Nebenraum im Tonfink an der Großen Burgstraße statt.
Gespräche mit Gabriele Schell und Kornelia Schneider
„Als ‚Türöffner’ geben wir zu Beginn unseres Treffens eine Frage in die Runde“, erzählt Gabriele Schell, Dozentin beim Travebogen. Gemeinsam mit Kornelia Schneider, die für die Öffentlichkeitsarbeit dort tätig ist, führt sie die Gesprächsbegleitung. Die Frage, was es brauche, um nicht vergessen zu werden, lieferte den Anwesenden einen guten Einstieg in die Thematik. „Es bedarf für mich keiner festen Stätte“, so eine Teilnehmerin. „Ich kann überall an Verstorbene denken.“ Auch über Erinnerungen, über Gerüche, Träume und selbst Gerichte, die gemeinsam gekocht und gegessen wurden, könnten Gedanken und könnte Gedenken an verstorbene Personen stattfinden.
Formen der herkömmlichen Friedhofsbestattung
Im weiteren Gesprächsverlauf ging es neben den Formen der herkömmlichen Friedhofsbestattung auch über zunehmende anonyme Bestattungen und um Bestattungen in Ruhe- und Friedwäldern sowie auf See. „In Bliesdorf in Ostholstein und in der Nähe von Mölln gibt es einen Friedwald oder Ruheforst“, wusste eine Teilnehmerin. Sie habe sich das Gelände in Bliesdorf schon einmal angesehen und sich dort über die Gestaltung von Bestattungen informiert. „Es ist eine schöne Vorstellung, dass Angehörige dort spazieren gehen und nicht mit Grabpflege beschäftigt wären“, sagt sie.
Regelmäßige Treffen des Death Cafés
Ein Senior aus der Umgebung der Hansestadt hat bereits an allen Treffen des Death Cafés teilgenommen und fühlt sich wohl dort. Nach dem Tod seiner Frau vor einem Jahr konnte er in seiner Umgebung mit niemandem über die Themen rund um Tod und Trauer sprechen. „Darüber reden können und den anderen zuzuhören, das hilft mir sehr“, sagt er. Auch beim nächsten Treffen am 19. April möchte er wieder dabei sein.
Keine Trauer- oder Selbsthilfegruppe
„Wir sind kein ein morbides Kaffeekränzchen, auch keine Trauer- oder Selbsthilfegruppe“, sagt Kornelia Schneider. „Bei uns darf vielmehr darüber philosophiert werden, wie es wohl nach dem Tod weiter geht. Es wird auch mal gelacht oder das Gespräch entwickelt sich in völlig andere Richtungen.“ Hauptanliegen sei jedoch, in offener, respektvoller und geschützter Atmosphäre zu erzählen, zuzuhören, zu lachen und nachzudenken über die vielen Themen rund um Leben und Tod. „Dabei darf es interessant sein, anregend, ehrlich, unterstützend, informativ und inspirierend“, macht Gabriele Schell neugierig auf das nächste Death Cafe im April. Teilnehmer sind ohne Anmeldung herzlich willkommen. mpa
Foto: Inspiration und Information auf dem Sofa: Kornelia Schneider (links) und Gabriele Schell beim Death Café im Lübecker Tonfink. © mpa