Der Seetempel hoch oben auf dem Brodtener Steilufer soll wieder aufgebaut werden. Das verkündete der Heimatverein Travemünde anlässlich seines 15-jährigen Bestehens. Die neue Konstruktion soll nicht aus Holz sein, sondern aus Stahl.
„Der Pavillon, in dem sich ja immer Tony mit ihrem Freund Morten getroffen hat zur kleinen Liebelei, der soll wiedererstehen“, stellte Siegfried Austel, Vorsitzender des Travemünder Heimatvereins, anlässlich eines Empfangs das neueste Projekt des Vereins offiziell vor. Die Liebelei gab es zwar nur in Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“, aber gerade aufgrund dieser kurzen Erwähnung dürfte der Unterstand, bekannt als Seetempel hoch oben auf dem Brodtener Steilufer, unvergessen sein.
Metall wird mit Holzummantelung kaschiert
Im wahren Leben stürzte die Holzkonstruktion im Jahre 1872 nach einer Sturmflut ins Meer. Das soll natürlich nicht wieder passieren: Architekt Ernst-Otto Timmermann hat deshalb eine Stahlkonstruktion entworfen, die den Kräften der Natur widersteht. Und sich nach hinten versetzten lässt, sollte die Abbruchkante bedrohlich näherkommen. Das Metall wird mit einer Holzummantelung kaschiert. „So dass es dem Original nahekommt“, sagt Timmermann. Eine Abweichung gibt es beim Dach, das ursprünglich aus Reet bestand. Hier befürchtet man Vandalismusschäden: „Das würde bald in Flammen aufgehen“, meint der Architekt. Stattdessen soll der Seetempel ein handbehauenes Schieferdach bekommen.
Seetempel soll Teil des geplanten Thomas-Mann-Pfades durch Travemünde sein
Zur Projektvorstellung, die anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Travemünder Heimatvereins stattfand, war auch Dr. Birte Lipinski, Museumsleiterin des Lübecker Buddenbrookhauses, gekommen. Die kennt das Steilufer gut: „Ich gehe da regelmäßig spazieren“, sagt sie. Sie betont die lebenslange Liebe Thomas Manns zum Meer und die Bedeutung des Seebades Travemünde für den Schriftsteller: „Für den jungen Thomas Mann war Travemünde ein Ort der Freiheit“, sagt die Museumsleiterin. Der Seetempel soll nach Vorstellungen des Heimatvereins eine Station auf einem Thomas-Mann-Pfad durch Travemünde werden. Im Seebadmuseum zum Beispiel will man den Schriftsteller an einer Hörstation sprechen lassen. Das Buddenbrookhaus unterstützt das Projekt Seetempel mit Texten und Bildmaterial.
Finanzierung des Seetempels
Fehlt nur noch das Geld: Auf 50000 Euro schätzen die Initiatoren die Kosten. Ein Anfang ist gemacht: Die Wendelborn-Stiftung unterstützt das Projekt mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 3000 Euro. HN
Foto: Bislang gibt es den Seetempel, hier umrahmt von Dr. Birte Lipinski, Museumsleiterin des Lübecker Buddenbrookhauses, und Architekt Ernst-Otto Timmermann, nur als Modell. Das soll sich ändern, sobald die Finanzierung steht. © HN