Verkehrswende für Lübeck?

Nur einen Tag nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Fahrverbot für Dieselfahrzeuge war Christian Hochfeld auf Einladung der GAL in Lübeck zum Thema „Verkehrswende – Mobilität von morgen“ zu Gast.

Der Direktor der Gedankenschmiede Agora Verkehrswende beschäftigt sich mit der Verkehrswende bis 2050 und verdeutlichte in der Hansestadt die Dringlichkeit des Handelns, wenn das Klimaschutzziel erreicht werden soll. Die Politik müsse dazu den Rahmen schaffen und vor allem auch die finanziellen Mittel bereitstellen, um eine Verkehrswende in den Städten umzusetzen.

GAL will Autoverkehr in Lübeck verändern

„Der Klimawandel mit seinen Extremen verursacht sehr hohe Kosten“, sagt er. Die Städte könnten sich im Prinzip aussuchen, ob sie das Geld in einen umweltfreundlichen Verkehr oder in die Beseitigung von großen Sturm- und Wasserschäden investieren. „Die Verkehrswende findet nur statt, wenn sie zur Chefsache auf Bundesebene und in den Städten wird.“ Eine Verkehrswende müsse jetzt angepackt werden. „In fünf Jahren ist es zu spät.“

Weniger Pkws in der Lübecker Innenstadt

„Umweltfreundliche Mobilität muss in jeglicher Hinsicht attraktiver werden, um Einfluss auf das Mobilitätsverhalten der Bürger zu nehmen“, so GAL-Fraktionsmitglied Katja Mentz. Die GAL setzt sich für eine Neuaufteilung des Straßenraums in der Stadt ein, der nicht länger durch Autos beherrscht werden soll. Barrierefreie Gehwege, kurze Rotphasen an Fußgängerampeln, Zebrastreifen statt Bedarfsampeln und die Einrichtung von Shared Space Bereichen (alle Verkehrsteilnehmer teilen sich den Straßenraum bei Tempo 20 km/h gleichberechtigt), werden als Maßnahmen zur umweltfreundlichen Fortbewegung betrachtet. Im Fokus stehen auch Sanierung und Ausbau des Radwegenetzes, Bau von Radschnellwegen, endlich ein Fahrradparkhaus am Bahnhof und Fahrradverleihstationen. Park and Ride-Plätze sollen durch den Anschluss von Kleinbussen und Leihfahrrädern ermöglichen, dass weniger Pkw in die Innenstadt fahren.

Emissionsfreie Busse des Lübecker Stadtverkehrs

Die Angebote des Busverkehrs sollen attraktiv, bedarfsgerecht und kostengünstig organisiert werden. Die Einführung eines Null-Tarifs, eines umlagefinanzierten Busverkehrs oder des Baseler Modells „Ein Euro pro Tag“ werde derzeit geprüft, ebenso der Anschluss an den HVV-Tarif. „Bei den Bussen des Lübecker Stadtverkehrs setzen wir auf emissionsfreie Antriebstechnologie“, sagt die GAL-Politikerin. Für die Altstadt stellt sich die GAL enge Zeitfenster für den Lieferverkehr vor, ansonsten soll die Stadt durch den ÖPNV so attraktiv bedient werden, dass sich der Autoverkehr verringert, aber nicht auf die Wohngebiete der Umgebung verlagert werde. Auch an eine Wiedereinführung einer Stadt- oder Straßenbahn denkt die GAL. „Um Fördermittel in Höhe von 80 Prozent zu erhalten, braucht es eine Machbarkeitsstudie, für die wir uns einsetzen“, sagt Katja Mentz abschließend. mpa

 

Foto: „Verkehrswende muss zur Chefsache werden“: Christian Hochfeld von der Gedankenschmiede Agora-Verkehrswende aus Berlin betont die Dringlichkeit des Handelns. © mpa

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