Nach jahrelangem Streit um den Ausbau des Lübecker Flughafens hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Schleswig am Dienstag das Urteil verkündet. Die Klage der Gemeinde Groß Grönau wurde abgewiesen, der Flughafen darf erweitert werden. Ein Revision wird nicht zugelassen.
Flughafengeschäftsführer Jürgen Friedel reagierte erleichtert auf das Urteil: „Die jahrelange Hängepartie war unerträglich“. Mit Freude und Erleichterung reagierte auch Bürgermeister Bernd Saxe auf die gerichtliche Entscheidung: „Das Urteil ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft und den Ausbau des Flughafens. Wir sehen dem weiteren Verfahren optimistisch entgegen und erwarten, dass der Planfeststellungsbeschluss letztlich bestätigt wird.“
Gemeinde Groß Grönau befürchtet erhebliche Lärmbelästigung
Der große Verlierer ist die Gemeinde Groß Grönau. Deren Bürgermeister Eckhard Graf (SPD) befürchtet eine erhebliche Lärmbelästigung durch den Airportausbau. Mit dem Urteil darf die Start- und Landebahn um 155 Meter auf dann 2257 Meter verlängert werden. An beiden Enden wird sie mit Wendehammern versehen. Außerdem gilt künftig ein Nachtflugverbot – offiziell zwischen 22 und 6 Uhr. „Es wird aber auch Ausnahmen geben, mit denen alle Seiten gut leben können“, so Jürgen Friedel.
Zukunft des Lübecker Flughafens
Der Lübecker Flughafen blickt auf turbulente Zeiten zurück. Während des seit fast zehn Jahren laufenden Verfahrens gab es fünf Eigentümer-Wechsel und zwei Insolvenzen. „Seine Gegner haben ihm schweren Schaden zugefügt, besiegt haben sie ihn nicht“, so Bernd Saxe. „Ich habe immer an eine Zukunft des Flughafens geglaubt und freue mich, zum Ende meiner Amtszeit noch feststellen zu können, dass die Perspektiven nun offen sind“, ergänzte der SPD-Politiker.
Zwei Privatleute und die Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm klagen den Airport-Ausbau
2009 wurde der Ausbau des Lübecker Flughafens durch das Land genehmigt. Die Gemeinde Groß Grönau klagte gegen diesen Planfeststellungsbeschluss. Sie sieht ihr Recht auf kommunale Selbstverwaltung durch den Flughafenausbau gefährdet. Darüber hinaus wird eine steigende Lärmbelastung der Anwohner durch mehr Flugbetrieb befürchtet. In einer Eilentscheidung genehmigte der 1. OVG-Senat 2011 einen Teilausbau. Doch wegen der Klagen liegt der Ausbau auf Eis. Das Hauptverfahren ruhte sieben Jahre lang, unter anderem wegen der häufigen Betreiberwechsel. Zuletzt kaufte der in Groß Grönau wohnende Unternehmer Winfried Stöcker im Sommer 2016 den Flughafen. Neben der Gemeinde Groß Grönau klagen auch zwei Privatleute sowie die Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm gegen den Airport-Ausbau. Für diese Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht gibt es bisher keinen Verhandlungstermin. Die Urteile werden aber noch in diesem Jahr erwartet. afu
Foto: Die Erweiterung des Flughafens wird nach dem Urteil wahrscheinlicher. © SDF