Warum Totholz für mehr Leben im Wald sorgt

Info-Tafeln an der Bad Schwartauer Schiller- und Bahnhofstraße erklären, warum Baumstämme für das Ökosystem wichtig sind.

In Totholz steckt jede Menge Leben. Karsten Tybussek, Förster der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten und zuständig für Bad Schwartau, formuliert es so: „Totholz ist das Gold des Waldes.“ Über die Bedeutung des Totholzes informieren jetzt zwei Info-Tafeln in Bad Schwartau – eine am Waldgebiet an der Schillerstraße, das andere an der Bahnhofstraße. Diese wurden zusammen mit Bürgermeister Uwe Brinkmann und Grünpflegerin Carolin Welchert sowie Andreas Rabuske, Forstwirt der Landesforsten, installiert. „Stirbt ein Baum, so ziehen in kurzer Zeit neue Bewohner ein“, ist dort zum Beispiel zu lesen. Totholz ist sozusagen ein „Tummelplatz für Käfer“. Denn allein mehr als 1000 Käferarten haben sich auf diesen Lebensraum spezialisiert, ist weiter zu erfahren. Nashornkäfer, Mulmbock oder Moschusbock finden im Totholz einen Lebensraum.

Lebensraum von Insekten und Vögeln

An der Bahnhofstraße waren die Kronen mehrerer Bäume gekappt worden, die Stämme aber stehengelassen worden. Die Aktion und der Anblick der kahlen Stämme hatte bei einigen Anwohnern für Empörung gesorgt. Karsten Tybussek erklärte anlässlich der Installation der Info-Tafeln noch einmal, warum die Kronen entnommen, die Stämme aber stehengeblieben sind. Mit diesem so genannten Totholz schließe sich ein Kreislauf, weil der Stamm – anders als liegendes Totholz – Lebensraum von Insekten, aber auch Vögeln – zum Beispiel Spechten – wird. „Wir müssen solche ökologischen Nischen fördern“, sagte der Forstwirt und verwies auf den vergleichsweise geringen Totholzanteil in Deutschland. Totholz komme aber angesichts des Insektensterbens eine immer größere Bedeutung zu. „Wir haben eine Verarmung des Waldes“. Baumstämme stehen zu lassen, sei eine Möglichkeit, die Artenvielfalt zu fördern“, so Tybussek. „Wir müssen etwas dagegen tun, dass Insekten sterben. Und zwar auch in der Stadt.“ So etwas könne nicht funktionieren, wenn man Naturschutz möchte – aber nicht vor der eigenen Haustür. Die Stadt hat für die zwei Informationstafeln einen Zuschuss von 500 Euro gegeben.

Naturschutz ja – aber nicht vor der eigenen Haustür

Demnächst sollen zehn Bäume in einem Weg zum Kurpark gefällt werden. Danach werden Spaziergänger einen besseren Blick in den Kurparksee haben. An der L 309 zwischen Ratekau und Bad Schwartau werden ebenfalls einzelne Bäume entnommen. ES

 

Foto: Förster Karsten Tybussek zeigte am Beispiel eines Totholzstammes, wie er von Insekten als Lebensraum genutzt wird. © ES

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