Die Museen der Hansestadt haben in den nächsten zwölf Monaten einiges zu bieten – hier ein erster Überblick.
2018 ist Jubiläumsjahr: Die Lübecker Museen feiern 875 Jahre Lübeck und 25 Jahre Buddenbrookhaus. Außerdem wird es politisch, musikalisch und modisch.
„Herzensheimat – Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann“
Pünktlich zu seinem 25. Geburtstag am 7. Mai 2018 zeigt das Buddenbrookhaus die große Jubiläumsausstellung „Herzensheimat – Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann“. Die Ausstellung nimmt die Perspektive der Mann-Brüder ein und zeigt deren lebenslange Beschäftigung mit der eigenen Herkunft. Als Jugendliche rebellieren die Senatorensöhne Heinrich und Thomas gegen die muffige Bürgerwelt ihrer Heimatstadt. In den Lübeck-Romanen „Buddenbrooks“ und „Professor Unrat“ zeichnen sie ein durchaus kritisches Bild der Heimat.
Nichtsdestotrotz sind die Lübecker stolz auf ihre berühmten Söhne: Beide haben das Bild der Stadt Lübeck mit ihren Werken gleichermaßen geprägt und weltberühmt gemacht. „Ich habe die Augen von hunderttausenden von Menschen auf das alte Giebelhaus in der Mengstraße gelenkt“, sagt Thomas Mann über seinen Roman „Buddenbrooks“. So bleiben Lübeck und die Welt des Nordens für Heinrich und Thomas Mann zeitlebens „Herzensheimat“.
Emil Nolde Museum Behnhaus Drägerhaus
Das Museum Behnhaus Drägerhaus befasst sich ab Juli mit Emil Nolde, einem der bedeutendsten Aquarellisten des 20. Jahrhunderts. Erstmals widmet sich eine Präsentation ausschließlich dem Medium Papier im Schaffen Noldes. Die Ausstellung „Emil Nolde – Eine Retrospektive auf Papier“ (Laufzeit: 7.7.-7.10.2018) in Lübeck spannt einen Bogen von bislang noch nie gezeigten Arbeiten bis hin zu den geschätzten Meisterwerken wie den sogenannten „Ungemalten Bildern“. Die Ausstellung ist Teil einer einmaligen Ausstellungsreihe in den Jahren 2017/2018 anlässlich des 150. Geburtstags des Expressionisten, der von acht Museen im Norden mit vielfältigen Ausstellungen über nationale und internationale Grenzen hinweg thematisiert wird.
Aquarelle von Günter Grass
Zur selben Zeit zeigt das benachbarte Günter Grass-Haus Aquarelle von Günter Grass.
„875 Jahre – Lübeck erzählt uns was“
Ein ganz besonderes Highlight präsentiert das St. Annen-Museum gemeinsam mit dem Europäischen Hansemuseum ab September mit der Jubiläumsausstellung „875 Jahre – Lübeck erzählt uns was“ (Laufzeit: 9.9.2018- 6.1.2019). Die Ausstellung zum Lübecker Stadtjubiläum zeigt weit mehr als nur die eine Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zur Gegenwart: Aus den reichen Lübecker Sammlungen werden neben faszinierenden Grabungsfunden, wertvollen Urkunden und Büchern erstmalig viele wundersame, überraschende Dinge gezeigt, die ihre eigenen spannenden Geschichten erzählen. Wer wissen will, was es mit dem Reichsfreiheitsbrief auf sich hat, weshalb der Scharfrichter den Fuß amputieren musste, warum die Apothekermumie so einzigartig ist, wieso Napoleon den Nachttopf schmückt oder wie ein Handelsvertrag mit China aussieht, der wird aus dem Staunen nicht herauskommen. Und das gemeinsame Ausstellungsstück der Lübecker Bürger? In der Ausstellung wird es zu sehen sein! Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Lübecker Museen, des Europäischen Hansemuseums, des Archivs, der Stadtbibliothek und des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck.
Bob Dylan-Ausstellung in Lübeck
Auch eine gemeinsame Ausstellung des Buddenbrookhauses und des Günter Grass-Hauses verspricht ab Oktober Einzigartiges: Gemeinsam nehmen die beiden Literaturmuseen das gesamte OEuvre des Künstlers Bob Dylan (ab 13.10.2018) in den Blick, vergleichen dabei die Kunstformen und setzen die Arbeitsweisen in Beziehung. Die von Heinrich Detering, einem der besten Kenner Bob Dylans, kuratorisch begleitete Ausstellung präsentiert Bob Dylan als Songwriter, Dichter, Schriftsteller, Filmkünstler und Nobelpreisträger und ist damit die erste Ausstellung dieser Art.
Modemythen der 50er bis 70er Jahre
Neben den Highlight-Ausstellungen warten die Lübecker Museen 2018 mit vielen weiteren ungewöhnlichen Ausstellungsthemen auf. Modisch wird es ab Mai im St. Annen-Museum mit der Ausstellung „Chanel, Dior, Pucci – Modemythen der 50er bis 70er Jahre“ (Laufzeit: 10.5.- 29.7.2018).
Neue Mitmach-Ausstellung im Museums für Natur und Umwelt
Die Mitmach-Ausstellung „Bodenschätze – Geschichten(n) aus dem Untergrund“ (Laufzeit: 12.3.-16.9.2018) des Museums für Natur und Umwelt stellt ab März das Ausprobieren, Experimentieren, Ausgraben und Erforschen in den Mittelpunkt. An zahlreichen Stationen können Kinder und Erwachsene auf spielerische und forschende Weise Böden als Material, als Lebensraum, als Existenzgrundlage in der Gegenwart und Zukunft, aber auch als Archiv der Vergangenheit selbst entdecken. Eigentlich ist der Boden das größte Museum der Welt. Nur leider stellt er seine Schätze nicht aus. Um sie zu finden, muss man die Tricks der Profis kennen – und die lernt man in dieser Ausstellung.
Geschichte des Flüchtlings-Durchgangslagers Pöppendorf
Ab Oktober zeigt das Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk unter seiner neuen Leitung erstmals wieder eine große Ausstellung. Unter dem Arbeitstitel „Flüchtlingslager Lübeck Pöppendorf“ (Oktober 2018- April 2019) wird im Industriemuseum zum ersten Mal die Geschichte des Flüchtlings-Durchgangslager Pöppendorf aufgearbeitet. Das sogenannte Pöppendorfer Lager im Stadtteil Kücknitz war ab 1945 eines der größten Auffanglager in ganz Deutschland und das größte Flüchtlingslager Schleswig-Holsteins. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fanden hier zirka eine Millionen Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ihre erste Aufnahme. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Schicksalen der Flüchtigen, den Lebenserinnerungen der Zeitzeugen und insbesondere mit den teils dramatischen Tagen der Ankunft vieler Vertriebener im Pöppendorfer Lager. Weitere Info unter www.die-luebecker-museen.de.
Foto: Um die Mann-Kinder – hier Heinrich, Carla, Thomas und Julia Mann – und Lübeck geht es im Buddenbrookhaus.