„Sprachpartnerschaften sind ein Geschenk“

Possehl-Stiftung fördert das Projekt Sprachpartnerschaften der Gemeindediakonie Lübeck weitere drei Jahre – deutsche Ehrenamtler gesucht.

Das Projekt Sprachpartnerschaften der Gemeindediakonie Lübeck leistet mit seinen Ehrenamtlichen einen wertvollen Beitrag zur Integration von Migrantinnen und Migranten. Allerdings fehlt es aktuell an einheimischen Sprachpartnern.

Kein Lehrer-Schüler-Verhältnis

„Ich freue mich sehr, dass ich meine Sprachpartnerin Kerstin kennengelernt habe“, sagt der Mediziner Tarek Badr (27), der nach dem Studium in Ägypten und zwei Jahren Aufenthalt in Deutschland nun seine Doktorarbeit und seine Zulassung als Arzt in seinen Händen halten darf. Für ihn und Kerstin Niederste-Werbeck (62) ist das wie ein Geschenk. Seit etwas mehr als zwei Jahren sind die beiden Sprachpartner. „Ich war früher MTA und kenne daher die Fachbegriffe“, so Kerstin Niederste-Werbeck. „Da konnten wir gut zusammen üben.“ Ihre Sprachpartnerschaft sei aber kein Lehrer-Schüler-Verhältnis, betonen beide. „Wir können uns über alles unterhalten, zum Beispiel über Politik“, so die 62-Jährige, „das schätze ich sehr an ihm.“ Tarek Badr schätzt an seiner Sprachpartnerin wiederum, dass sie „ein offener Mensch“ ist.

Austausch auf Augenhöhe

Der Austausch auf Augenhöhe, das gegenseitige Voneinander-Lernen: Genau darauf legt das Projekt der Gemeindediakonie viel Wert. „Durch die Sprachpartnerschaft erfahre ich Dinge über Länder und Kulturen, die in den Nachrichten einfach nicht stattfinden“, erklärt die politisch interessierte Lübeckerin, die sich schon lange als Sprachpartnerin engagiert. „Die Partnerschaften sind eine große Bereicherung für beide Seiten.“

Tarek Badr hofft auf Arbeitserlaubnis

Tarek Badr hat in Deutschland zum ersten Mal Schnee erlebt und den Weihnachtsmarkt, der ihn magisch fasziniert. „Das ist mein Lieblingssport“, scherzt Badr. Er möchte nun in seiner Fachrichtung Mikrobiologie Laborforschung betreiben und hat sich an der Universität beworben. Sein Studentenvisum wurde gerade verlängert. „Danach hoffe ich natürlich auf meine Arbeitserlaubnis“, so Badr. Mit seiner deutschen Sprachpartnerin hat er jedenfalls noch einiges zu besprechen – auch nach den bestandenen Prüfungen.

Erneute Förderung der Sprachpartnerschaften

Kurz vor Weihnachten wurde auch das Projekt selbst reich beschenkt: Die Possehl-Stiftung hat die erneute Förderung der Sprachpartnerschaften über drei Jahre bewilligt. Mit Beginn des Jahres 2018 bis Ende 2020 stellt die Stiftung 105000 Euro zur Verfügung. Damit kann das Team weiterhin zu einer gelebten Integrationsarbeit in Lübeck beitragen.

200 Zugewanderte warten auf einen Sprachpartner

„Wir sind ein Erfolgsprojekt seit über zehn Jahren“, sagen die Koordinatorinnen Cahide Mardfeldt und Dr. Imke Lode. „Im vergangenen Jahr haben wir fast 200 neue Sprachpartnerschaften vermittelt. Mehr als 1200 Teilnehmende und Interessierte haben unsere Angebote wahrgenommen“, so Mardfeldt. Die Bedeutung der Sprachpartnerschaften sei sogar noch gewachsen, so Lode: „Gute Deutschkenntnisse und ein interkulturelles Verständnis vom Leben in Lübeck sind die Schlüssel für eine erfolgreiche Integration.“ Das haben auch viele Migranten erkannt, das Projektteam kann den Bedarf an einheimischen Sprachpartnern nicht mehr decken. 50 Sprachpartnerschaften konnten bisher im Jahr 2017 vermittelt werden, während 200 Zugewanderte noch auf einen Sprachpartner warten.

Geteilte Lebensfreude und interkulturelles Verständnis

„Mit anderthalb bis zwei Stunden pro Woche schenkt ein Sprachpartner neben dem Deutsch-Üben so viel mehr an Selbstvertrauen, geteilter Lebensfreude und interkulturellem Verständnis, als sich mancher vorstellen kann“, betont Imke Lode.

 

Beratung unter Telefon 0451/ 613201510
www.gemeindediakonie-luebeck.de/sprachpartnerschaften.

 

Foto: Verstehen sich: die Sprachpartner Kerstin Niederste-Werbeck und Tarek Badr.  © Gemeindediakonie

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