Ein Kinobesuch, der noch sehr lange im Gedächtnis bleibt. „Fikkefuchs“ zeigt männlichen Sexismus aus Sicht des „starken Geschlechts“.
Sind Sie bereit für das derbste Vater-Sohn-Gespann des jüngeren deutschen Films? Dann sollten Sie bitte Rocky (Jan Henrik Stahlberg) und Thorben (Franz Rogowski) kennen lernen! Der Vater, Rocky, war einst „der größte Stecher von Wuppertal“. Sagt er jedenfalls. Der Sohn, Thorben, hat von Triebkontrolle noch nie etwas gehört und neulich gerade versucht, bei Rossmann eine Kassiererin zu vergewaltigen. Nun soll Rocky Thorben zeigen, wie man Frauen klar macht…
„Fikkefuchs“ wird Kino-Deutschland spalten
Das ist, fein ausgedrückt, die Ausgangssituation eines der waghalsigsten – und damit mutigsten – deutschen Filmprojekte seit Jahren. „Fikkefuchs“ ist der Titel, und der Name ist durchaus wörtlich zu nehmen. „Fikkefuchs“ wird Kino-Deutschland spalten. Denn der Regisseur und Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg schert sich in seinem neuesten Werk keinen Deut um Konventionen. Ganz im Gegenteil: Stahlberg („Muxmäuschenstill“) will provozieren. Er will männlichen Sexismus aufzeigen (was ihm enorm gut gelingt) und nimmt dafür in Kauf, dass viele Kinobesucher seinen Film abstoßend finden werden. Denn Stahlberg lässt die Männer für sich sprechen, Frauen spielen in seinem Film keine wirklich große Rolle – abgesehen natürlich von der des Sexobjektes. Stahlberg packt das in zum Teil drastische Szenen, die entweder brüllend komisch sind oder anekeln. Je nach Gemütslage.
Ein Film über Männer und Männlichkeit
Thorben erhofft sich mit Rockys Hilfe, den gewünschten Erfolg bei Frauen zu haben. Aber der junge Mann muss schnell einsehen, dass es mit Rockys Verführungskünsten nicht mehr so weit her ist. Die beiden völlig Fremden nähern dennoch sich einander an – schließlich eint sie, dass sich beide von Frauen generell abgelehnt fühlen und deshalb ziemlich frustriert sind. „Die ursprüngliche Idee kam von Wolfram Fleischhauer. Er wollte einen Film über Männer und Männlichkeit machen. Ich habe dann einen Vater-Sohn-Konflikt dazu erfunden“, erinnert sich Jan Henrick Stahlberg. „Das hatte für mich viel Potenzial, weil das gleich noch eine ganz spezielle Ebene mit sich bringt: denn eigentlich hat ein Vater seinen Sohn zu schützen, zu lieben und zu erziehen. Aber die Hauptfigur Rocky ist das Gegenteil von alldem. Aber gerade das ist wunderbar und für mich eine herrliche Spielwiese, ordentlich inkorrekt sein zu können, was ich persönlich sehr komisch finde. Es hat mich zusätzlich dazu gereizt, etwas über Sexualität von Männern zu erzählen – und zwar aus unserer Sicht. Ich glaube, da reden wir Männer ganz einfach nicht so gern drüber.“
Krieg der Geschlechter auf den dreckigen Straßen Berlins
Nichts ist geschönt in „Fikkefuchs“, der den Krieg der Geschlechter auf den dreckigen Straßen Berlins und in den Hinterhöfen zeigt. Doch am Ende gelingt Regisseur Stahlberg das eigentlich Unmögliche: Er erzeugt Mitgefühl mit diesem unfassbar unkorrekten Vater-Sohn-Gespann, das auch nach dem Kinobesuch noch sehr lange im Gedächtnis bleibt. »Fikkefuchs, 104 Minuten, ab 16 Jahren. Filmhaus, Lübeck. OP
Foto: Frustriertes Vater-Sohn-Team: Rocky (Jan Henrik Stahlberg, re.) und sein Sohn Thorben (Franz Rogowski). © Alamode