Stress durch Smartphones

Schnell noch die beste Freundin per Foto am Restaurantbesuch teilnehmen lassen - die permanente Vernetzung hat auch ihre Schattenseiten.

Laut einer aktuellen Studie fühlen sich drei von vier jungen Deutschen gestresst. Schuld ist vor allem die permanente Erreichbarkeit für Freunde und Familie.

Es ist ja so praktisch. Schnell mal eine Videonachricht aus dem Urlaub an die Daheimgebliebenen schicken, die beste Freundin per Foto am Restaurantbesuch teilnehmen lassen oder eingegangene Mails checken – für fast 50 Millionen Deutsche ist das Smartphone ein treuer Begleiter in allen Lebenslagen. Die permanente Vernetzung hat aber auch ihre Schattenseiten, wie eine repräsentative Studie der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“ jetzt belegt. Mehr als 1000 Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland zwischen 14 und 34 Jahren wurden dafür befragt.

Verabredungen über WhatsApp-Gruppen

Das Ergebnis der Studie ist alarmierend. Drei von vier jungen Bundesbürgern gaben an, unter starkem Stress zu stehen. Sie fühlen sich häufig müde und schlapp. Strapazen bereitet ihnen dabei zunehmend das Privatleben mit der ständigen Erreichbarkeit für Freunde und Familie. Dem kann Simon Boll nur zustimmen. Der junge Mann aus Lübeck hatte sich lange Zeit gegen die Anschaffung eines Smartphones gewehrt, aber schließlich doch nachgegeben. „Verabredungen mit mehreren Freunden werden heute ja fast nur noch über WhatsApp-Gruppen getroffen. Da verliert man ohne Smartphone schnell den Anschluss“, sagt der 29-Jährige und ergänzt: „Wenn mich die ständige Erreichbarkeit dann doch mal nervt, schalte ich das Ding eben für ein paar Stunden ab.“

Simon Boll: „Verabredungen mit mehreren Freunden werden heute ja fast nur noch über WhatsApp-Gruppen getroffen. Da verliert man ohne Smartphone schnell den Anschluss. Wenn mich die ständige Erreichbarkeit dann doch mal nervt, schalte ich das Ding eben für ein paar Stunden ab.“

Angst, Neuigkeiten zu verpassen

Einfach mal abschalten – genau das scheint gerade weiblichen Smartphone-Nutzern häufig schwer zu fallen. Während immerhin fast jeder zweite Mann sich regelmäßig Auszeiten nimmt, sind es bei den Frauen noch nicht einmal 30 Prozent. „Viele Jugendliche und junge Menschen unterliegen heute einem Konformitätszwang. Sie befürchten, Freunde und Familie zu enttäuschen, wenn sie nicht sofort auf eine Nachricht reagieren. Hinzu kommt die Angst, eine wichtige Neuigkeit aus dem Netzwerk zu verpassen“, sagt Dr. Tanja Katrin Hantke, Gesundheitsexpertin der Schwenninger Krankenkasse.

Freunde auf der ganzen Welt kontaktieren

So pessimistisch sieht es Dana Lange nicht. Für die 33-Jährige ist das Smartphone ein Stück Heimat in ihrer Jackentasche. „Durch mein Handy bleibe ich in Kontakt mit meiner Familie, die nicht in Lübeck wohnt. Außerdem kann ich Freunde auf der ganzen Welt so unkompliziert und vor allem gratis erreichen“, sagt die gebürtige Hannoveranerin.

„Durch mein Handy bleibe ich in Kontakt mit meiner Familie, die nicht in Lübeck wohnt. Außerdem kann ich Freunde auf der ganzen Welt so unkompliziert und vor allem gratis erreichen“, sagt Dana Lange.

Exzessiver Medienkonsum birgt Gesundheitsrisiken

Wie bei allem im Leben scheint es auch bei der Smartphone-Nutzung vor allem darum zu gehen, ein gesundes Maß zu finden. Bei Heranwachsenden sollten Schule und Eltern möglichst früh darüber aufklären, wie sich exzessiver Medienkonsum auf die Gesundheit auswirkt, und bewusste Smartphone-Pausen verordnen, etwa während gemeinsamer Mahlzeiten. Bei Erwachsenen hilft nur Selbstkontrolle. Wer diese nicht hat, kann es mit einem Kurs zum Thema „Digital Detox“ versuchen. pa

 

Foto oben: Schnell noch die beste Freundin per Foto am Restaurantbesuch teilnehmen lassen – die permanente Vernetzung hat auch ihre Schattenseiten.© PA

Foto mittig: Simon Boll: „Verabredungen mit mehreren Freunden werden heute ja fast nur noch über WhatsApp-Gruppen getroffen.“ 

Foto unten: Durch mein Handy bleibe ich in Kontakt mit meiner Familie, die nicht in Lübeck wohnt. Außerdem kann ich Freunde auf der ganzen Welt so unkompliziert und vor allem gratis erreichen“, sagt Dana Lange.

 

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