Gedenkgottesdienst für Sternenkinder in der Lübecker St. Lorenz-Kirche

 

Über glücklos endende Schwangerschaften zu sprechen, fällt vielen Eltern schwer. Hier setzt die Trauerbegleitung in St. Lorenz an, Orte und Möglichkeiten zu schaffen, sich auszutauschen, zu unterstützen und gemeinsam den Trauerweg zu gehen.

Das Säckchen in zart und leicht. Ein Engelsflügel, Kerzen und zwei gehäkelte Schmetterlinge fallen zuerst heraus, wenn man das weiße Band öffnet. Dieses Geschenk kann Pastorin Bettina von Seidel-Rob allen Eltern von Sternenkindern machen, die zum ersten Mal Kontakt mit der Trauerbegleitung an St. Lorenz haben.

Gedenkgottesdienst für Sternenkinder

Die meisten finden ihn über die regelmäßigen Trauerfeiern. Vier Mal im Jahr, jeweils am ersten Mittwoch im März, Juni, September und Dezember lädt die Trauerbegleitung an St. Lorenz zu einem Gedenkgottesdienst für Sternenkinder in der Lübecker St. Lorenz-Kirche, Steinrader Weg 10, ein. Im Anschluss an die Trauerfeier findet eine Urnenbeisetzung auf dem Friedhof statt.

Stillgeborene Babys sind nicht bestattungspflichtig

Auf dem Friedhof von St. Lorenz gibt es seit 2004 eine Gedenkstätte. „Für die tieftraurigen Eltern ist es ein großer Trost, einen Ort zu haben, an dem sie trauern können“, sagt Bettina von Seidel-Rob. Und diese Trauer ist oft bunt. Kleine Schmetterlinge, farbige Windräder, Teddys – nicht nur die Eltern, sondern auch Geschwister oder Großeltern bringen ihrem Sternenkind etwas mit. Der Schmetterling sei dabei ein besonderes Symbol, weiß die Pastorin. Das Bild von der Raupe, die Flügel bekomme und sich erheben könne, gebe den Eltern Trost in der Trauer um die kleine Seele.

Hilfe für Mütter und Väter von stillgeborenen Kindern

Auch in den kleinen Geschenk-Sets taucht der Schmetterling immer wieder auf. „Ich bin so dankbar nicht nur über das Set, das uns die Gruppe ,Sternenzauber & Frühchenwunder’ regelmäßig zukommen lässt. Auch die Präsenz der Initiative ist klasse. Diese Menschen sind einfach da“, sagt die Pastorin. „Wir können so den Müttern und Vätern von Kindern, die stillgeboren werden, ohne viele Worte mit einer liebevollen Geste begegnen.“

Initiative „Sternenzauber & Frühchenwunder“

„Sternenzauber & Frühchenwunder“ ist eine Initiative von Ehrenamtlichen. Sie nähen, stricken und häkeln passende Kleidung für Babys und Andenken für die Eltern. Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedem kleinen Menschen – und sei er noch so winzig – passende Kleidung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Eltern bekommen zwei kleine Erinnerungsstücke. „So wird die Erinnerung greifbar, im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Bettina von Seidel-Rob. Außerdem wissen die Eltern darum, dass sie in ihrer Lebenssituation nicht allein sind. „Dass Schwangerschaften nicht 40 Wochen dauern und glücklos enden, müssen sehr viele Frauen und Männer erleben“, so Pastorin von Seidel-Rob. Darüber zu sprechen sei gesellschaftlich aber kaum möglich. Hier setzt die Trauerbegleitung in St. Lorenz an, Orte und Möglichkeiten zu schaffen, sich auszutauschen, zu unterstützen und gemeinsam den Trauerweg zu gehen. Dazu gehört auch Vernetzung mit anderen Akteuren in der Stadt. Die Initiative „Sternchenzauber & Frühchenwunder“ ist ein Partner. In der Gruppe „Wir trauern um unser Baby“ arbeitet eine Trauerbegleiterin ehrenamtlich mit, die von Beruf Kinderkrankenschwester an der Uniklinik ist. Diese Gruppe trifft sich an jedem letzten Dienstag im Montag um 18 Uhr im Gemeindehaus, Steinrader Weg 18.

Trauerfeiern in Zusammenarbeit mit der Uniklinik Lübeck

Auch die Trauerfeiern werden in Zusammenarbeit mit der Uniklinik durchgeführt. Der nächste Termin ist am Mittwoch, 6. September, um 15 Uhr. Auch hier wird Bettina von Seidel-Rob die kleinen Säckchen dabei haben. Sie können ein zarter Anfang sein, mit dem unfassbar Schweren umzugehen. Ines Langhorst/KKL

 

Foto: Für Eltern mit Sternenkindern ist der Schmetterling ein starkes Symbol, weiß Pastorin Bettina von Seidel-Rob. © Ines Langhorst

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