Wird der Dauerstreit um die Dorfstraße endlich beendet? Die Hansestadt Lübeck will „die kritische Unfalllage in der Dorfstraße“, die als Fahrradstraße ausgewiesen ist, entschärfen.
„Zur Verbesserung der Situation werden derzeit diverse Maßnahmen zwischen der Straßenverkehrsbehörde, dem Straßenbaulastträger, der Polizeidirektion sowie der Verkehrsplanung abgestimmt“, sagte Pressesprecherin Valessa Glisovic. „Ziel ist es, bis zu den Herbstferien eine Einigung zu finden.“ Welche Maßnahmen genau gemeint sind, wollte die Stadt noch nicht mitteilen.
Anstieg der Unfallzahlen
Die rund 900 Meter lange Dorfstraße in St. Jürgen beginnt an der Einmündung Kahlhorststraße im Norden und endet im Süden kurz vor dem Kleingartengelände. Am 22. Oktober 2010 wurde sie per Verkehrsversuch als Fahrradstraße ausgewiesen. Laut Polizeistatistik kam es im Zeitraum 1. Januar 2011 bis 30. Juni 2017 zu 30 Verkehrsunfällen. Die traurige Bilanz: 24 Verletzte, darunter 13 Radfahrer. Für den Anstieg der Unfallzahlen – vom 1. Januar 2008 bis 21. Oktober 2010 gab es „nur“ vier Verkehrsunfälle mit zwei Verletzten – macht die Stadt nicht die Einrichtung der Fahrradstraße, sondern die häufige Missachtung der dortigen Vorfahrtsregelung verantwortlich. Trotzdem wurde die Fahrradstraße 2016 vom damaligen Bausenator Franz-Peter Boden (SPD) endgültig angeordnet.
Vorfahrtsregelungen sorgen für Verunsicherung
Ein Problem ist aber bis heute geblieben: Im gesamten Quartier gilt Tempo 30 und damit an den Kreuzungen die Regel „Rechts vor links“. Dieses Prinzip wird in der Fahrradstraße an den Kreuzungen Dorfstraße/Billrothstraße/Sudetenstraße und Dorfstraße/Kalkbrennerstraße/Röntgenstraße aber teilweise außer Kraft gesetzt. Auf diesen Umstand weist die St. Jürgen-Runde und der ADFC seit Jahren hin. „Die unterschiedliche Vorfahrtsregelung sorgt bei den Verkehrsteilnehmern für Verunsicherung. Teilweise gilt rechts vor links, teilweise ist die Dorfstraße Vorfahrtsstraße“, sagt Detlev Stolzenburg, der in der St. Jürgen-Runde mitarbeitet. Der unabhängige Bürgermeisterkandidat kritisiert außerdem, dass die Kalkbrennerstraße und die Billrothstraße als „Schleichweg“ zwischen Kronsforder Allee und Mönkhofer Weg genutzt werden. „Wenn aber der Durchgangsverkehr durch das Quartier über eine Fahrradstraße geführt wird, entstehen besondere Gefahrenpunkte“.
Mehr Sicherheit für Fahrradfahrer
Um die Situation in den Kreuzungsbereichen zu entschärfen, setzt sich Rolf Hagen vom ADFC Lübeck für einen Vorschlag ein, der bereits 2014 von der St. Jürgen-Runde gemacht wurde. „Wir fordern, die Dorfstraße aus der Tempo-30-Zone rausnehmen, damit dann entsprechende Vorfahrtsschilder aufgestellt werden können. Auch eine Aufpflasterung an den Einmündungen in die Dorfstraße kann zu mehr Sicherheit beitragen“. Zusätzlich hält er große Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn in den Kreuzungsbereichen für sinnvoll. Man darf gespannt auf die Pläne der Hansestadt sein. Für Detlev Stolzenberg ist es jedenfalls an der Zeit, der Verkehrssicherheit in Lübeck eine höhere Priorität einzuräumen, denn „durch das Nichtstun wird in der Dorfstraße eine höhere Verkehrsgefährdung der Fahrradfahrer billigend in Kauf genommen“. afu
Was ist eine Fahrradstraße?
Foto: Volker Koß, Rolf Hagen (ADFC), Frank Brüggemann, Detlev Stolzenberg und Jürgen Bassow von der St. Jürgen-Runde (v. li.).
Vielen Dank für diesen Artikel des Wochenspiegels!
Der Inhalt ist an Präzision, Recherchen Qualität und Kompaktheit nicht mehr zu überbieten.
Leider sieht man nicht, wie der Redakteur heißt, denn es wird nur das Kürzel „afu“ angegeben und beim Ortstermin konnten wir uns den Namen nicht so schnell merken. Vielleicht kann er mir das in einer Antwort mitteilen.
Ich habe noch eine Bitte, darf ich den Text und das Foto auf unserer Webseite übernehmen?
Ich werde demnächst in der Rubrik „Infos“ unten einen Link zum Wochenspiegel einbauen. http://fb-management-support.de/SJR/
Mit freundlichen Grüßen
Frank Brüggemann
Frank-brueggemann@gmx.de