
In Timmendorfer Strand wird das Wasser aufwändig gereinigt – Teichbewohner müssen umziehen.
So mancher Spaziergänger, der den Kurpark an der Bergstraße besucht, mag sich vielleicht seit einiger Zeit fragen: „Was tut sich denn da?“ Ein „Boot mit Anhang“ fährt beständig über den Teich und am Ufer sind riesige braune Kissen zu sehen, die an eine Hüpfburg erinnern und aus denen Wasser läuft.
Notwendige Reinigungsmaßnahme
Die Antwort darauf ist technischer Natur. Rund 6000 Quadratmeter der Gewässersohle der Teiche werden vom Schlamm befreit. Denn sie sind nicht nur schön anzusehen, vielmehr haben sie eine wichtige Aufgabe als Regenrückhaltebecken. „Diese Maßnahme ist notwendig, um das Fassungsvermögen der Teiche zu erhöhen und somit das Hauptpumpwerk am Maritim Seehotel bei Starkregen zu entlasten“, so Timmendorfs Bürgermeisterin Hatice Kara.
Schwimmender Bagger saugt Schlamm ab
„Dabei werden schwimmende Saug-Spülbagger eingesetzt, die den Schlamm profilgerecht absaugen, der sich auf dem Teichgrund im Laufe der Jahre durch Eintrag aus den angeschlossenen Regenwasserkanalisationen und durch Eintrag von Biomasse wie Blätter, Äste, abgestorbene Wasserpflanzen und vieles mehr gebildet hat“, erläutert Tiefbau-Ingenieur Michael Hasselberg von der Gemeinde. Durch die Einmischung von Flockungshilfsmittel werden die unterschiedlichen Eigenschaften der miteinander vermischten Stoffe (Wasser und Sediment) genutzt, um eine schnelle und gründliche Trennung von Wasser und Feststoff zu erreichen.
Umsiedlung von rund 44000 Fischen
Die letzte Reinigung der Kurparkteiche erfolgte im Jahr 2007, und für die Fische und Muscheln in den Kurparkteichen hieß es nun erst einmal umziehen. Für die Durchführung der Baumaßnahme wurden vor und während der Baggerarbeiten im Beisein eines Biologen alle Teiche auf Fisch- und Muschelbesatz untersucht. Abgefischt wurden dann rund 44000 Fische wie Flussbarsche, Hechte, Rotfedern und Moderlieschen, die ca. 210 kg auf die Waage brachten. Gut die Hälfte davon blieb in der Nähe, nämlich in einem der bereits gereinigten Teiche. Die anderen machen jetzt noch ein bisschen Urlaub im Hemmelsdorfer See, bis sie nach der Reinigung des zweiten Teiches wieder in ihr heimisches Gewässer zurückkommen.
Nur eine Teichmuschel konnte lebend geborgen werden
Bei den unter Naturschutz stehenden Teichmuscheln gab es dagegen einen Totalausfall zu beklagen. Von insgesamt 104 Exemplaren konnte nur eine lebend geborgen werden. Aber für die einsame Teichmuschel wird es neue Mitbewohner geben. „Nach Abschluss der Arbeiten werden wir den Bestand mit Teichmuscheln aus einer Zuchtanlage wieder aufstocken“, so Michael Hasselberg.
Kosten der Reinigungsmaßnahme
Noch bis Ende Juni werden insgesamt rund 3500 Kubikmeter Schlamm aus den Teichen entfernt. Da das entnommene Bodenmaterial aufgrund von Untersuchungen als nicht belastet betrachtet werden kann, wird es auf Ackerflächen verbracht. Die Kosten für die Baumaßnahme belaufen sich auf rund 195000 Euro brutto. „Auch nach Beendigung der Arbeiten bleiben die Geotextilsäcke noch eine Weile im Kurpark liegen, damit sie vor dem Abtransport trocknen können“, erläutert dazu Samad Belmahl, der das Projekt leitet. AB
Foto: Tiefbau-Ingenieur Michael Hasselberg begleitet die Teichreinigung fachlich für die Gemeinde Timmendorfer Strand. Im Hintergrund ist der Saugbagger zu sehen, rechts die Geotextilschläuche und -säcke. ©AB