
Auf einer Kundgebung des parteilosen Bürgermeisterkandidaten Detlev Stolzenberg wurde die Rücknahme des Bürgerschaftsbeschlusses zur Schließung der Stadtteilbüros gefordert.
Servicewüste Lübeck: Nicht erst, seitdem das Chaos in der Zulassungsstelle am Meesenring und in den beiden Bürgerbüros ausgebrochen ist, herrscht Unruhe in der Lübecker Bevölkerung. Grund ist die Schließung der Stadtteilbüros zur Kosteneinsparung. Jetzt rief der parteilose Bürgermeisterkandidat Detlev Stolzenberg zur Kundgebung auf dem Kücknitzer Kirchplatz zur sofortigen Wiedereröffnung der Stadtteilbüros in Moisling, St. Lorenz und Kücknitz auf. „Der Beschluss der Bürgerschaft im Jahr 2013 zur Schließung der Stadtteilbüros war verkehrt“, so Stolzenberg, der eine klare Position der Verwaltung in dem Punkt ermisst. „Der Bürgermeister sagt nichts dazu und Innensenator Ludger Hinsen lehnt sich zurück. Die Verwaltung muss agieren, dauerhafte Servicestellen einrichten und das Stadtteilbüro in Kücknitz wieder öffnen“, so seine Forderung.
Miete für leer stehende Büros
Auch Georg Sewe, Vorsitzender des Gemeinnützigen Vereins Kücknitz (GMVK), der seit Jahrzehnten für einen stadtteilfreundlichen Service der Verwaltung kämpft, forderte die sofortige Öffnung des Stadtteilbüros in vollem Umfang. Rückendeckung hat er von der Kücknitzer Runde Ende April erhalten, bei der es ein eindeutiges Votum dafür gab. „Auf dieser Kücknitzer Runde lehnte sich Senator Hinsen zurück und erklärte lapidar, wenn die Politik ein bisschen Geld dafür bereitstellt, könnte er die Büros wieder öffnen.“ Einsparungspotential sieht Sewe nicht, im Gegenteil: „Für die leer stehenden Büros in der Fackenburger Allee und in Kücknitz wird immer noch Miete gezahlt.“ Das Stadtteilbüro habe hervorragend funktioniert, der Vorwand, Geld zu sparen, „hat sich als perfide herausgestellt und ist nach hinten losgegangen.“ Er würde sich selbstständig machen und ab morgen sofort die Dienstleistungen anbieten, erklärte Sewe unter dem Applaus der knapp 90 Zuhörer. „Aber das geht nicht, das ist Aufgabe des Staates.“
Hoffnung auf überparteiliche Lösung
Stolzenberg hofft auf eine überparteiliche Lösung und erklärte, dass es zum nächsten Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung am 20. Juni verschiedene Anträge zu diesem Punkt gebe. „Ich hoffe, die Politik hat den Mut, ihre Fehler zu korrigieren“, so Stolzenberg. Von den ebenfalls eingeladenen Vertretern aus der Politik forderte zunächst Thomas Misch von den Freien Wählern Senator Hinsen zum Rücktritt auf, weil er sich als Ortsfremder nicht auskenne. Albert Hofmeister, der als Kücknitzer für die CDU viele Jahre in der Bürgerschaft aktiv war, will sich für die Wiedereröffnung des Stadtteilbüros einsetzen. „Wir haben es verdient, ein Stadtteilbüro zu haben“, so Hofmeister. »In Kücknitz gab es bereits ein Ordnungsamt, in dem auch geheiratet werden konnte. 1983 wurde es aus Kostengründen geschlossen. Seitdem kämpfte der GMVK um die Wiedereröffnung, die als Stadtteilbüro im Jahr 2003 erfolgte. Im Laufe der Zeit wurden die Service- und Dienstleistungen immer weiter herunter gefahren, bis das Büro am Kirchplatz schließlich am 31. Juli 2015 geschlossen wurde. Seitdem stehen die Räume leer, Miete wird weiterhin gezahlt. HÖ