
Junge Musiker aus zehn Nationen treffen sich einmal wöchentlich im Musikcafé International. (Gemeindediakonie)
Das Projekt für geflüchtete und einheimische Hobbymusiker sucht Instrumentenlehrer.
Armanj Ibrahim (20) und seine elfjährige Schwester Talifan sind vor 18 Monaten aus Syrien nach Deutschland gekommen. Sehnsüchtig warten sie darauf, dass auch ihre Mutter und die Geschwister nachkommen dürfen. Bis es soweit ist, gibt es viele helfende Hände, die Armanj und Talifan unterstützen, in Lübeck Fuß zu fassen und den Alltag zu meistern. Ein fester Programmpunkt ist der Besuch des Musikcafés International, Meesenring 2, am Montag. „Vor sieben Monaten hat uns ein Bekannter das erste Mal mitgenommen“, berichtet Armanj. „Seit dem kommen wir jede Woche her, um gemeinsam mit anderen Geflüchteten und Lübeckern Musik zu machen. Es macht einfach Spaß.“
Vor gut einem Jahr wurde das Musikcafé International des Vereins Tontalente und des Projekts „Flow – Für Flüchtlinge! Orientierung und Willkommenskultur“ ins Leben gerufen. „Die Idee ist, gemeinsam Musik zu machen, Lieder zu tauschen und neue Sounds zu erfinden“, berichten Tontalente-Projektleiterin Ann-Kristin Kröger und Cosima Bredereck, die das Projekt für Flow begleitet.
Angeleitet durch den Geiger Rami Faisal (Syrian Expat Orchestra) und den Pianisten und Baðlama-Spieler Murat Tosun sprang schnell der Funke über: Bereits drei Monate nach der Gründung feierte das Musikcafé seinen ersten öffentlichen Auftritt. Im Laufe des Jahres folgten viele weitere Konzerte. Inzwischen haben die jungen Musiker und Musikerinnen aus zehn Nationen ein buntes Repertoire an Musikstücken in den verschiedensten Sprachen und Stilrichtungen einstudiert. „Wir bekommen sehr viele Anfragen für Auftritte“, erzählt Kröger.
Ziemlich schnell wurde auch klar, dass viele Teilnehmende nicht nur zum Musikmachen ins Café kommen, sondern auch den Wunsch äußern, ein Instrument zu lernen. Mittlerweile bietet das Musikcafé
International deshalb vor dem gemeinsamen Musizieren jeweils eine Stunde Geigen-, Baðlama-, Klavier- und Gitarrenunterricht in Kleingruppen an.
Auch Armanj und Talifan nutzen dieses Angebot: „Ich lerne Geige, das wollte ich in Syrien schon gerne lernen, aber durch den Krieg gab es keine Möglichkeit“, erzählt Armanj. Die Unterrichtsstunden bei Abbi McDonagh, einer 22-jährigen Studentin der Musikhochschule aus Irland, gefallen ihm gut: „Ich liebe die Geige und wir haben viel Spaß. Abbis Deutsch ist auch noch nicht so perfekt, wir verstehen uns super“, lacht Armanj. Seine Schwester Talifan spielt nebenan Gitarre. Lehrer Juan Garzon ist begeistert von seiner Schülerin: „Sie macht das prima und lernt unglaublich schnell.“
Aufgrund der großen Nachfrage suchen Kröger und Bredereck nun händeringend nach weiteren ehrenamtlichen Musiklehrern: „Besonders für den Gitarrenunterricht könnten wir noch weitere Lehrer gebrauchen.“
»Wer Interesse hat, das Projekt Musikcafé International als Lehrer, Musiker oder Sänger zu unterstützen, kann sich bei Ann-Kristin Kröger melden, Telefon 0451/ 30
086925, E-Mail: a.kroeger@tontalente.de.