Protest gegen die Schließung der Horte

Die Elternvertreterin Sophie Kurth zeigt den Protestbrief an die Stadtverwaltung und die Politik. (SDF)

Die Stadt Lübeck will alle Horte schließen, Eltern von Kindergarten- und Schulkindern sind dagegen.

Sie schwingen sich auf den Schaukeln, düsen auf Rollern herum oder genießen einfach die Ruhe nach der Schule. Glücklich sind die Hortkinder auf dem Spielplatz der evangelischen Kita St. Marien. Die Eltern, die sie an diesem Nachmittag abholen, zeigen indes eine besorgtere Miene. Denn dieser Schulkinder-Hort, wie die übrig gebliebenen in der Hansestadt, soll mittelfristig geschlossen werden.

Nach den Plänen der Bildungs- und Schulverwaltung sollen Schulkinder künftig ausschließlich die Nachmittagsbetreuung der Ganztagsschulen besuchen. Dagegen protestieren die Eltern der Kinder von fünf Horten. Die Elternvertreter der Horte St. Marien, Idun, Griechenzentrum, Kinderhaus Grauer Esel und Wilde 13 haben einen offenen Brief an das Bildungsministerium in Kiel, an die Lübecker Stadtführung und an die Vertreter aller Fraktionen in der Bürgerschaft geschickt. „Wir möchten die Horte erhalten, die nicht an die Schulen angegliedert sind“, erklärt Sophie Kurth, Elternvertreterin des Hortes St. Marien, und führt zwei Grunde an: „Einmal der Kinder wegen, weil die Qualität der Betreuung besser ist, da die Gruppen kleiner sind. Und zweitens, um die Wahlmöglichkeit der Eltern zu erhalten.“ Insbesondere doppelt berufstätige Familien würden sich bewusst für Horte entscheiden, um ihren Kinder vom Kindergarten bis zum Ende der Grundschule einen vertrauten Ort mit festen Bezugspersonen zu geben.

Senatorin Kathrin Weiher (parteilos) weist darauf hin, dass es seit Jahren politischer Konsens sei, die Horte zu schließen und dafür die Ganztagsbetreuung an den Schulen auszubauen.

„Damit schaffen wir es, wesentlich mehr Kinder am Nachmittag zu versorgen, als es jemals in der Hortbetreuung der Fall wäre.“ Sie belegt dies mit Zahlen. 1999 besuchten 952 Kinder einen Hort, 435 die Nachmittagsbetreuung an der Grundschule. Heute gehen nur 217 Schulkinder am Nachmittag in einen Hort, 3846 bleiben in der Schule. „Grundsätzlich haben wir in den Betreuten Grundschulen eine qualitativ hochwertige Betreuung, auch wenn sie zugegebenermaßen ein klein wenig schlechter ist als in den Horten.“

Diese Argumente lassen die Eltern nicht gelten. Andrea Hutmann kritisiert die angeblich rückläufige Zahl der Hortanmeldungen: „Es ist logisch: Wenn die Horte geschlossen werden, gibt es auch weniger Hort-Anmeldungen und mehr Anmeldungen an den Betreuten Grundschulen. Die Frage ist dann, was war zuerst, das Ei oder die Henne?“ Auch die Qualität der Betreuung bewerten die Eltern anders.

Sie heben die kleinere Größe der Gruppen, das gut ausgebildete Personal und die intensivere Hausaufgabenbetreuung in den Horten hervor. Und für berufstätige Familien sind Horte allemal besser. „Es werden Einrichtungen geschlossen, die bis 17 Uhr aufhaben. Die Betreuten Grundschulen machen um 16 Uhr zu“, sagt Natalie Rösner. Schwieriger sei die Lage auch in der Ferienzeit, berichtet Andrea Hutmann: „Die Horte haben nicht fünf Wochen zu wie die Betreuten Grundschulen, sondern nur drei.“ Deswegen protestieren die Eltern weiter. „Warum soll etwas, das gut funktioniert zurückgebaut werden?“, fragt Sophie Kurth. SDF

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