
Jonas Reinberg (li., Ausbildungsmeister der Fliesen Röhr GmbH), Geschäftsführer Fabian Röhr (2. v. li.) und Markus Dusch (re., Arbeitsagentur) mit Einstiegsqualifizierungspraktikant Ahmed Mahamad Abdi. (HOL)
Die Einstiegsqualifizierung kann auch ein Sprungbrett für Flüchtlinge sein.
Bei der Woche der Ausbildung haben die Arbeitsagenturen bundesweit bei Unternehmen dafür geworben, alle Potenziale bei jungen Bewerbern auszuschöpfen. In einigen Berufen ist der Bedarf an Fachkräftenachwuchs schon jetzt sehr groß und wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Jeder junge Mensch, der ohne Ausbildung bleibt, ist einer, der künftig als Fachkraft fehlen wird. Daher liegt das Augenmerk der Bundesagentur für Arbeit darauf, auch jungen Menschen mit Betreuungspflichten,Teilzeiteinschränkung, schwächeren schulischen Leistungen oder mit Migrationshintergrund den Weg in die Ausbildung zu ermöglichen. Markus Dusch, Chef der Arbeitsagentur Lübeck, hierzu: „Der ursprüngliche Arbeitgebermarkt ist nun ein Arbeitnehmermarkt geworden.“
Eine Möglichkeit als Sprungbrett in die Ausbildung zum Beispiel für junge Geflüchtete stellt die so genannte Einstiegsqualifizierung dar. Diese bietet sowohl Betrieben als auch den Jugendlichen eine gute Möglichkeit, sich kennen zu lernen. Die Einstiegsqualifizierung ist ein sechs bis zwölf Monate langes betriebliches Praktikum und orientiert sich an Ausbildungsinhalten anerkannter Ausbildungsberufe. Vorausgehend ist ein Integrationskurs von 960 Stunden. Derzeit befinden sich 104 junge Menschen in Ostholstein in einem solchen Langzeitpraktikum, so auch bei dem Lübecker Unternehmen Fliesen Röhr GmbH.
Ahmed Mahamad Abdi kam 2014 aus Somalia nach Deutschland. Seit September 2016 macht er ein Einstiegsqualifizierungsjahr in der Fliesen Röhr GmbH. Dort hat er mit Fleiß und Talent überzeugt, auch wenn Kommunikation und Einarbeitung einen gewissen Mehraufwand für die Mitarbeiter bedeutet. Die Firma nimmt diesen aber in Kauf, um dazu beizutragen, die demografische Lücke zu füllen. „Wenn jemand Talent und die richtige Arbeitseinstellung hat, halte ich es für wichtig, denjenigen zu fördern“, so Fabian Röhr, Geschäftsführer der Fliesen Röhr GmbH. „Durch die Überalterung der Gesellschaft müssen wir frühzeitig in den Nachwuchs zu investieren. Deswegen müssen wir neue Wege gehen und ich bin froh, dass wir es ausprobiert haben.“ Auch Jonas Reinberg, Ausbildungsmeister der Fliesen Röhr GmbH, berichtet: „Wir haben bereits gute Erfahrungen mit Langzeitpraktika gemacht. Viele der jungen Menschen haben uns trotz Sprachproblemen mit ihrer freundlichen Art überzeugt, auch wenn es nicht immer einfach ist und sie noch fleißig deutsch lernen müssen.“ HOL