
Die Geniner Gewerbetreibende wollten hören, was die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl Ende des Jahres für Lübeck vorhaben. Detlev Stolzenberg, Jan Lindenau und Kathrin Weiher (v. li.) standen Rede und Antwort. (SDF)
Der Verein „Wir in Genin“ hat die bisherigen Bewerber für das Amt zum Gespräch eingeladen.
Eine Zeit lang fühlten sich die Geschäftsleute im Gewerbegebiet Genin von der Hansestadt beinahe ignoriert. Dass ihre Unternehmen durch die Sperrungen der Possehlbrücke und der Anschlussstelle zur A20 so gut wie abgeschnitten von der Außenwelt waren, hatten Verwaltung und Politik nicht so richtig bedacht. Nun hat sich die Lage geändert. „Seitdem wir mit unserem offenen Brief protestiert und wir unsere Ideen für die Behelfsbrücke durchgesetzt haben, werden wir in Genin jetzt von der Stadt endlich wahrgenommen. Der offene Brief von 50 Unternehmen war schon eine Macht“, freut sich der erste Vorsitzende des Vereins „Wir in Genin“, Detlef Zielke.
Dass die Politik es verstanden hat, zeigte sich auf der Jahresversammlung. An ihr nahmen auch die drei bisher bekannten Kandidaten für die Bürgermeisterwahlen Ende des Jahres teil. Jan Lindenau (SPD), Detlev Stolzenberg (parteilos) und Senatorin Kathrin Weiher (parteilos) standen den knapp 50 anwesenden Vereinsmitgliedern und interessierten Bürgern Rede und Antwort.
Die Fragerunde eröffnete Zielke: „Die Sperrungen haben einen geschätzten volkswirtschaftlichen Schaden von zehn Millionen Euro verursacht. Wie wollen Sie sicherstellen, dass so ein krasser Fehler in Zukunft nicht wieder passiert?“ Sowohl Kathrin Weiher als auch Jan Lindenau betonten, Probleme bei einem großen Projekt seien nie auszuschließen. Die Kommunikation mit den Betroffenen und die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung könne jedoch deutlich verbessert werden. Detlev Stolzenberg betrachtete dies hingegen schlicht als den Versuch, Konsequenzen zu minimieren. Die Ursache solcher Probleme stecke in der Verwaltung, kritisierte er. „In Lübeck präsentiert die Verwaltung eine fertige Planung und das war’s, es wird nicht über Alternativen geredet.“ So sei es nicht nur bei der Possehlbrücke, sondern bei der Reecker Brücke und bei der Umgestaltung der Untertrave gewesen. Im Laufe der fast zweistündigen Debatte sprachen Publikum und Kandidaten noch zahlreiche Themen an. Sie kritisierten die sehr schleppende Umsetzung der digitalen Strategie, die fehlende Kommunikation, die unterbesetzte Öffentlichkeitsabteilung der Hansestadt und den Personalmangel in der Verwaltung.
Auch über die Zukunft des ehemaligen Praktiker-Markts und über die Verbesserung der Fahrradwege und der E-Mobilität wurde gesprochen. Meist ausführlich. „Es sind alle drei Politiker. Ich hatte um kurze Antworten gebeten, aber es hat nicht funktioniert“, kommentierte Detlef Zielke im Anschluss. Mit den Inhalten war er jedoch sehr zufrieden. „Ich fand alle drei gut, sie hatten sich gut vorbereitet. Wenn das, was sie versprochen haben, auch umgesetzt wird, dann haben wir in Genin eine tolle Zeit vor uns.“ SDF