Lübecker Sammler zeigen ihre Schätze

Die „Porzellankrankheit“, so nannte man früher die leidenschaftliche Sammlung von Gefäßen aus dem „weißen Gold“. Hier ist die sogenannte Augustus-Rex-Vase aus Meissner Porzellan zu sehen. (Fotos: Sdf)

Vier Privatsammlungen werden in der Sonderausstellung „Lebenslange Leidenschaft“ im St. Annen-Museum gezeigt.

Hier eine kostbare Vase aus feinstem Meissner-Porzellan mit fernöstlichem Dekor, dort ein voluminöses Heizgerät für Lockenwickler. In einer Vitrine fein ziselierte hanseatische Silberpokale mit Lorbeerkränzen und Wappen; daneben ein kleines Ei, das aus Elfenbein zu sein scheint, in Wahrheit aus Rinderknochen geschnitzt wurde. „Das ist eine Flohfalle, ein Hygieneartikel aus dem 19. Jahrhundert“, erklärt Dagmar Täube, die Leiterin des St. Annen-Museums. „Man strich ins Innere ein wenig Honig oder Sirup und trug die Falle unter der Kleidung, um die Flöhe zu fangen.“

Das Museum, das berühmt ist für kostbare mittelalterlichen Altäre, Gemälde alter Meister und exquisite Zeugnisse hanseatischer und bürgerlicher Kultur, überrascht mit einer außergewöhnlichen Sonderausstellung: „Lebenslange Leidenschaft“ vermischt Alltägliches, Skurriles, Edles und Schönes. Bis Ende September zeigt sie vier private Sammlungen, die zu unterschiedlichen Zeiten der Institution vermacht wurden. Die höchst disparaten Kollektionen wurden bewusst für die Ausstellung gewählt, um die ganze Bandbreite der Sammelleidenschaft zu verdeutlichen, erläutert Dagmar Täube:

„Sammlungen sind Moden unterworfen. Dinge, die damals vielleicht nicht von großem Wert erschienen, sondern nur nützlich waren, können heute sehr interessant sein.“ Die unzähligen Alltagsgegenstände aus Tierknochen trug der Kieler Jurist Klaus G. Glüsing zusammen. Angelika Jensen stöberte elektrische Hausgeräte wie Toaster, Tischventilatoren, Haartrockner und Wasserkocher von 1910 bis 1970 auf.

Die Silberobjekte lübeckischer Gold- und Silberschmiede, die von Erich Trautsch an das Museum geschenkt wurden, sind zwar teuer und kostbar. Sie dienten allerdings im Alltag als nützliche Gefäße, ebenso das Meissner Porzellan, das es Sammler C. J. Heinrich so angetan hatten. Ausstellungkuratorin Bettina Zöller-Stock freut sich über die manchmal belächelte, oft lebenslange Sammelleidenschaft von Privatpersonen. „Sie helfen dabei, wichtige Erinnerungsstücke und Zeugnisse der Kulturgeschichte für die Nachwelt zu erhalten.“ SDF

Was sammeln Sie?
Die Lübecker Museen wollten Anfang des Jahres wissen, was die Menschen dieser Stadt gern sammeln. Am 1. April und am 6. Mai werden nun die kuriosesten, ungewöhnlichsten Sammlungen in der Kunsthalle St. Annen gezeigt. Zwischen 13 und 14.30 Uhr präsentieren die Sammler ihre Schätze selbst. Danach gibt es eine Führung durch die Kunstausstellung „Lübeck sammelt I“ und eine Diskussion zum Thema Sammeln. Der Nachmittag im Museum kostet zwölf Euro (ermäßigt zehn Euro, Kinder 6 Euro).
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