
Wird das Haus des Gastes abgerissen, wollen „Die Ostholsteiner“ dort ein kleines Hotel bauen und Arbeitsplätze für Behinderte schaffen.
Im Für und Wider zur Zukunft des Haus des Gastes an der Eutiner Stadtbucht gibt es eine neue Entwicklung: „Es gibt eine relativ konkrete Alternative für den Standort, die wir den Wählern nicht vorenthalten können, wenn es am 7. Mai zum Bürgerentscheid über den Erhalt des Gebäudes kommt“, so Bürgermeister Carsten Behnk. Reinhard Sohns, der Geschäftsführer des gemeinnützigen Unternehmens „Die Ostholsteiner“, sei auf ihn mit der Idee zugekommen, an der prominenten Stelle ein sogenanntes Integrationshotel zu bauen. Dabei würde die frühere Ostholsteiner Behindertenhilfe, die derzeit Arbeitsplätze für 550 Menschen mit Beeinträchtigungen anbietet, sowohl als Investor als auch Betreiber auftreten.
Am Montag stellten beide das Vorhaben zunächst den Fraktionsvorsitzenden, dann der Presse vor. „Es wird eine zunehmend wichtigere Aufgabe, für behinderte Menschen Arbeitsplätze zu finden. Und wenn ein neues Thema aufkommt, überlegen wir immer, ob das auch etwas für uns sein kann. Das haben wir bei einem Kino und einem Cafè in Oldenburg gemacht. Integrationshotels gibt es inzwischen schon einige, unter anderem in Schleswig. In einem solchen Betrieb haben 40 Prozent der Mitarbeitenden eine Beeinträchtigung. Unser Grundgedanke ist der Bau eines Drei-Sterne-Hotels mit 35 bis maximal 45 Zimmern“, erläutert Sohns. Weil solche Projekte besonders gefördert werden, können „Die Ostholsteiner“ anders und deutlich kleiner planen, als Wirtschaftsunternehmen, für die erst ein Haus ab 75 Zimmern rentabel wäre. Die Angst vor einem überdimensionierten „Hotelklotz“ an der Stadtbucht wäre damit unbegründet.
„Und weil es auch für die Bürger wichtig ist, dass an der Stadtbucht ein Platz entsteht, den alle nutzen können, werden wir auch einen Cafébetrieb mit Außengastronomie in das Hotel integrieren – das sind wir der Einzigartigkeit des Standortes schuldig“, so Sohns, der sich seit drei Monaten mit der Idee beschäftigt. Der Betriebswirt rechnet mit einem Investitionsvolumen von maximal 100000 Euro pro Zimmer. „Wir möchten für Menschen mit und ohne Behinderung gute Arbeitsplätze an einem besonders schönen Ort schaffen. Und ein solches Hotel wäre eine hervorragende Begegnungsstelle für Menschen mit und ohne Behinderung“, so Sohns.
Bürgermeister Behnk nennt das Vorhaben eine echte Bereicherung für Eutin und die Gesellschaft: „Was das Projekt so toll macht, ist, dass es alle Zielrichtungen miteinander verbindet: Der Baukörper wird nicht zu groß, wir schaffen Hotelkapazitäten, es wird Gastronomie an der Stadtbucht geben, und außerdem wird das Thema Inklusion in der Region befördert.“ Nach dem Bürgerentscheid am 7. Mai, wenn feststeht, ob an der Stadtbucht etwas Neues entstehen kann, schreiben „Die Ostholsteiner“ einen Architektenwettbewerb aus und konkretisieren die Planungen.
Die ersten Reaktionen aus der Politik sind positiv: Die Jungen Liberalen begrüßen Pläne „mit Nachdruck“ und sehen darin „Chancen für neue Dynamik in Eutin“. Die Grünen haben bereits für die Sitzung des Hauptausschusses am 4. April beantragt, das Integrationshotel zu unterstützen und die Verwaltung zu beauftragen, unverzüglich mit den Planungen zu beginnen, wenn durch den Bürgerentscheid ein entsprechendes Votum der Bürger vorliegt. vg