Neue Wohnung, verzweifelt gesucht

Sucht seit Monaten eine Wohnung in St. Lorenz Süd: Tim Goldbohm. (OP)

Wohnraum ist in Lübeck ein begehrtes Gut – viele suchen Monate nach einem neuen Heim.

Tanja Salkowski kann die Wohnungsanzeigen mittlerweile nicht mehr sehen. Seit eineinhalb Jahren sucht die Journalistin eine Wohnung in Lübeck, studiert täglich die Zeitungen und die einschlägigen Internetportale. Erfolglos. Tanja Salkowski hat ein regelmäßiges Einkommen. Und Tanja Salkowski hat auch einen Hund. „Kimba“ ist einer der Gründe, warum das sympathische Gespann es auf dem Wohnungsmarkt schwer hat, glaubt die Freiberuflerin.

Mittlerweile geht es vielen Lübeckern so wie Tanja Salkowski. Ob mit oder ohne Haustier, ob in der begehrten Variante „Doppelverdiener/kinderlos“, ob hohes oder Durchschnittseinkommen: Viele Menschen in der Hansestadt empfinden die Suche nach einer neuen Unterkunft mittlerweile als Odyssee. Kein Wunder: Nach Angaben des Lübecker Mietervereins ist der Wohnungsleerstand in der Hansestadt gerade so gering wie schon lange nicht mehr. „Nur rund 2,2 Prozent der Wohnungen sind auf dem Markt“, weiß Vorstand Thomas Klempau. Gleichzeitig seien die Mieten um rund 9,6 Prozent gestiegen. Angespannt sei die Lage schon im normal- oder höherpreisigen Bereich, katastrophale Zustände herrschten im sozialen Wohnungsbestand, klagt der Mieterverein. „Viele Leute bleiben lieber in desolaten Wohnsituationen, weil sie befürchten, gar nichts besseres angeboten zu gekommen“, sagt Thomas Klempau. „Preisgünstige Wohnungen sind in Lübeck kaum noch zu finden.“

Diese Erfahrung macht auch Tim Goldbohm. Der 23-Jährige sucht für sich und seine sechsjährige Tochter Antonia seit rund acht Monaten eine neue Bleibe. Ungefähr 15 Wohnungen hat der junge Mann schon besichtigt – und nur Absagen kassiert. „Die Zahl der Konkurrenten ist bei jeder Wohnungsbesichtigung groß“, erzählt Goldbohm. Gründe für die Absagen würden ihm die Vermieter nicht nennen. Derzeit lebt der technische Zeichner bei seiner Mutter in St. Lorenz Süd, hier geht auch die kleine Antonia zur Schule. „Wir möchten deshalb gerne hier in der Nähe bleiben. Zweieinhalb Zimmer wären perfekt, aber ich kann nur bis zu 450 Euro kalt zahlen.“ Tim Goldbohm hat sich schon bei den Wohnungsgesellschaften einschreiben lassen. Ein entmutigendes Unterfangen: „Dort laufe ich auf Platz Zweihundertirgendwas“, sagt der Lübecker.

Menschentrauben wird es also weiterhin bei den Wohnungsbesichtigungen in Lübeck geben. Für Tanja Salkowski hat die Suche ein Ende: Sie hat ein kleines Häuschen in der Lübecker Innenstadt gefunden.

Und auch Hündin „Kimba“ darf mit einziehen. OP

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