Kneipensport auf höchstem Niveau: Die Balls of Steel tragen ihre Heimspiele im Déjà Vu aus.
Das Licht ist schummrig, die Luft rauchgeschwängert, Nick Cave und die Rolling Stones untermalen die Szenerie musikalisch. Hier, in der Lübecker Kneipe Déjà Vu, tragen die Balls of Steel ihre Heimspiele aus. Die Jungs zwischen 20 und Mitte 30 sind eines von elf Teams der Lübecker Kickerliga, die jüngst in ihre achte Saison gegangen ist.
„Das ganze ist ursprünglich mal aus einer Bierlaune entstanden und hat sich dann zu einem richtigen Ligabetrieb entwickelt. Bisher haben wir ein Spiel gewonnen, aber das erste gegen die Altmeister verloren. Die haben aber auch ehemalige Bundesligaspieler dabei“, sagt Léon Su, der mit den Balls of Steels aktuell seine zweite Saison bestreitet. Das Gros der Matches wird in Kneipen ausgetragen, es gibt aber auch private Spielstätten, an denen vier bis zehn Spieler im Einzel- und Doppel gegeneinander antreten.
Warum man sich für das Déjà Vu als „Heimstadion“ entschieden hat? „Einige Kneipen waren viel zu voll, andere hatten einfach Ranzgurken“, erklärt Léon Su. Mit „Ranzgurken“ meint der 21-Jährige übrigens die Tische, die in fast jeder Kneipe unterschiedlich seien. Vor Auswärtsspielen bereitet sich das Team daher auch am jeweiligen Spielgerät auf die Partie vor. Mehrmals pro Woche kommt man in der Kneipe zum trainieren zusammen. Wer einen eigenen Kicker-Tisch hat, merzt zu Hause etwaige Schwächen aus.
Drehstangen-Tischfußball, so der offizielle Terminus, ist ein richtiger Sport. Daran besteht für die jungen Männer kein Zweifel. Und wenn von lateraler Energie, Pin-Shots und dem komplexen Regelwerk die Rede ist, möchte man ihnen gerne glauben. Als Foul im Punktspiel gilt das Reden am Tisch genauso wie etwa Kurbeln oder Zeitspiel.
Neben allem sportlichen Ehrgeiz ist Kickern vor allem eine gesellige Angelegenheit. Zwischendurch ein Bierchen zischen oder eine Zigarette qualmen, das geht wohl bei wenig anderen Sportarten. Die strengen Nichtrauchergesetze in Schleswig-Holstein sorgen andererseits für ein gewisses Nachwuchsproblem. „Natürlich kann man mit 15-Jährigen nicht einfach so in eine Raucherkneipe gehen“, sagt Léon Su.
Alle Interessierten im gesetzlich „rauchfähigen“ Alter sind dagegen herzlich willkommen, sich den Kneipensportlern anzuschließen. Die Lübecker Kickerszene nimmt zudem einen integrativen Auftrag wahr. Mit den Refugees ist in dieser Saison erstmals ein Flüchtlingsteam dabei. pa
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