
Auf der Empore des Bürgerschaftssaals verfolgte Geschäftsführerin Ilona Jarabek gebannt die Debatten. (SDF)
Große Mehrheit in der Bürgerschaft stimmt für den zweiten Bauabschnitt.
Ein so eindeutiges Ergebnis hatte Ilona Jarabek nicht erwartet. Von der Empore des Bürgerschaftssaals hatte die Geschäftsführerin die Debatte über die zweite Phase der Sanierung der Musik- und Kongresshalle Lübeck (MuK) gebannt verfolgt. „Ich muss gestehen, zwischendurch war ich mir nicht so sicher, dass sie durchkommt“, sagte sie. Am Ende war ihre Erleichterung groß. Mit sehr breiter Mehrheit stimmten die Parteien für die längerfristige, voraussichtlich rund 18 Millionen Euro teure Maßnahme. Konkrete Planungen zur Sanierung von Dach, Fassaden, Fenstern und technischen Anlagen werden erst Anfang 2018 starten, die Bauarbeiten noch später. Denn der erste Bauabschnitt, die Ausbesserung von Konzertsaal und Foyer, wird noch bis Ende dieses Jahres andauern. Dass die Entscheidung zum zweiten Bauabschnitt jetzt getroffen werden musste, war der Eile der Landesregierung geschuldet. Diese hatte in Aussicht gestellt, ein Drittel der Kosten bis zu maximal sechs Millionen Euro zu übernehmen, falls die Hansestadt sich zügig zur Ertüchtigung der MuK bekennt.
Die große Einmütigkeit in der Bürgerschaft wurde durch einen Antrag von SPD, CDU, GAL und Grünen gefördert. Die Parteien streckten den zeitlichen Rahmen der Bauarbeiten. Diese sollen zudem „im Rahmen der finanziellen Leistungsfähigkeit“ der Hansestadt erfolgen, also dann, wenn genug Geld vorhanden ist. Die Politiker beauftragten zudem den Bürgermeister, Sponsoren zu finden und mit der Landesregierung über zusätzliche Kredite zu verhandeln.
„Wie haben heute Abend eine Lösung gefunden, die eine gute Zukunft für die MuK voraussagt“, freute sich Jan Lindenau (SPD). Durch die zeitliche Streckung der Maßnahme „wird es nicht dazu kommen, dass wir Investitionen in Schulen, Straßen und ähnlichem zurückstellen müssen“, versicherte er. Auch Christopher Lötsch (CDU) wollte die MuK erhalten. „Wir sind ein Oberzentrum, und als solches müssen wir ein gewisses Kulturangebot haben.“ Er rechtfertigte die Erhöhung der Obergrenze für Kredite. „ Es ist eine Erkenntnis der Sachlage, dass unsere Gebäudestruktur sehr miserabel ist und die Liste von anstehenden Sanierungen sehr lang ist.“
Auch die Fraktionsvorsitzende der GAL, Antje Jansen, sprach sich für den zweiten Bauabschnitt aus. „Ich war früher eine Gegnerin der MuK. Aber sie hat sich in die richtige Richtung entwickelt.“
Ähnlich sah es Bruno Böhm (Freie Wähler): „Die MuK bietet breitere kulturelle Möglichkeiten gerade für die Leute, die nicht zur sogenannten Elite angehören.“ Marcel Niewöhner (BfL) hingegen kritisierte scharf das Geldangebot aus Kiel: „Das ist ein Wahlkampfgeschenk der Landes-SPD.“ Er warnte vor einer „Luxussanierung der MuK“. Die Grünen stimmten der Ertüchtigung zu, kritisierten aber, dass die MuK in all den Jahren keine Reserve für die fälligen Instandsetzungen gebildet hatte. Deswegen forderten sie einen „Instandsetzungsbeitrag“, der auf jedem verkauften Ticket aufgeschlagen wird.
Im Gespräch mit dem Wochenspiegel widersprach Geschäftsführerin Ilona Jarabek dem Ansinnen. „Solche Forderungen zeigen, dass man wenig von der MuK weiß. Wir sind keine Veranstalter, sondern Vermieter. Die Preise der Tickets legen die jeweiligen Veranstalter fest. Außerdem darf die MuK als städtische Gesellschaft gar keine Reserve bilden.“ SDF