Haus des Gastes: Showdown am 7. Mai

Abreißen oder instand setzen: Das Haus des Gastes sorgt in Eutin für Kontroversen. (Graap)

Befürworter und Gegner bezichtigen sich gegenseitig der Lüge.

Die Eutiner Stadtvertretersitzung hat am Mittwoch im Kreishaus schon einmal einen Vorgeschmack auf das gegeben, was die Einwohner in den kommenden Wochen erwarten könnte: ein hart geführte Wahlkampf zum Bürgerentscheid um Erhalt oder Abriss des Haus des Gastes an der Stadtbucht. Stadtvertreter, Bürgermeister und Vertreter der Bürgerinitiative pro Erhalt bezichtigten sich gegenseitig der Lüge und Trickserei.

Zumindest verhalfen die juristischen Winkelzüge der städtischen Anwälte – nach Einspruch vor dem Oberverwaltungsgericht – dem Bürgermeister und den meisten Fraktionen doch noch zu ihrem Wunsch-Abstimmungstermin am 7. Mai, dem Tag der Landtagswahl. Dem Termin stimmte die Stadtvertretung erwartungsgemäß zu.

Zuvor hatte Sigrid Jürß als Vertreterin der „Bürgerinitiative Erhalt und Instandsetzung Haus des Gastes Eutin“ Gelegenheit, das Bürgerbegehren zu begründen. Es wäre nicht nötig gewesen, wenn die Stadt den erfolgreichen ersten Bürgerentscheid 2015 umgesetzt hätte und „Erhalt“ nicht als „Nichtabriss“ ausgelegt und das Gebäude bis zum Ende der Bindungsfrist hätte verwahrlosen lassen, so Jürß.

Sie sagte, dass das Haus des Gastes gebraucht werde, weil es an der gerade erst modernisierten Stadtbucht weder Gastronomie noch öffentliche Toiletten gäbe. Außerdem zählte sie von Ausstellungen über Lesungen bis zu Kunsthandwerkermärkten mögliche Nutzungen auf. Ein Investor für ein Hotel sei ihrer Meinung nach weit und breit nicht in Sicht. Ohnehin lehne die Bürgerinitiative einen überdimensionierten Neubaukörper an der Stadtbucht ab: „Wir hätten dann dort Kommerz anstelle eines Hauses für alle.“ Jürß hinterfragte zudem die millionenschwere Kostenschätzung der Stadt. „Darin sind Maßnahmen vorgesehen, die weder von der Initiative gefordert wurden noch von uns für erforderlich gehalten werden. „Wir haben nicht vor, eine Luxussanierung vorzunehmen!“

FWE-Fraktionschef und Architekt Malte Tech bürgte noch einmal für die von der Initiative errechneten Sanierungskosten. „Sagen Sie mir, was an dieser Kostenaufstellung nicht stimmt. Ich saniere Ihnen das Haus für 504000 Euro – schlagen Sie ein“, forderte Tech seine Kritiker heraus. Die allerdings vertrauen auf das von der Stadt in Auftrag gegebene Modernisierungsgutachten, das von 2,8 Millionen Euro Kosten spricht. „Eine Sanierung ,light’, wie sie die Bürgerinitiative verspricht, ist Quatsch, weil sie nicht genehmigungsfähig wäre“, so Bürgermeister Carsten Behnk. Er warf der Initiative Desinformation vor und appelliert an die Wähler, sich nicht noch einen weiteren Schuldenklotz ans Bein zu binden.

Im städtischen Text für den Abstimmungszettel heißt es, dass das Haus des Gastes als Veranstaltungsort mit Cafeteria nicht geeignet und auch nicht wirtschaftlich sei. Alle Veranstaltungswünsche könnten in den Schlossterrassen, die zu einem Veranstaltungszentrum ausgebaut werden sollen, erfüllt werden. Außerdem: „Der Standort ,Haus des Gastes’ hat Potenzial für eine angepasste Hotelansiedlung mit Außengastronomie. Eutin wird weder einen Hotelklotz noch Eigentumswohnungen zulassen.“ Darüber hinaus wird versprochen, dass es kurz- und mittelfristig eine Saison-Gastronomie mit öffentlichen Toiletten geben werde. Über die Kosten für einen solchen mobilen Pavillon wird allerdings nicht aufgeklärt. vg

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