Marien-Pastor Robert Pfeifer, Dr. Katharina Kost-Tolmein, Stefan Rieckhoff und Moritz Schmidt (v.li.) begutachten die riesigen Transparente. Foto: OP
150 Leute auf der Bühne bei Bernstein-Stück „Mass“
Das kommt etwas Großes auf die Kulturstadt Lübeck zu: Mit „Mass“ von Leonard Bernstein feiert am 17. März nicht nur ein selten aufgeführtes Stück Erstaufführung im Theater. Die Inszenierung wird auch eine der opulentesten der jüngeren Theatergeschichte werden. Rund 150 Musiker, Tänzer und Schauspieler werden dafür auf der Bühne stehen.
Als „Mass“ des „West Side Story“-Komponisten Leonard Bernstein 1971 uraufgeführt wurde, befand sich die Welt im Umbruch. Der Vietnamkrieg sorgte für enorme Proteste, die sexuelle Revolution tobte. Bernstein griff den Zeitgeist auf: In „Mass“ (Messe) geht es um einen Priester, der während einer Messe von jungen Kirchgästen in eine Glaubenskrise gestürzt wird. Mit der riesigen Produktion sollte das berühmte Kennedy-Center in Washington D.C. eröffnet worden, Auftraggeberin war keine Geringere als Jacqueline Kennedy.
Bernstein schrieb Jahre an seinem Stück, das bei der Premiere begeisterte Kritiken erhielt – und dann in der Versenkung verschwand. Das Theater Lübeck hat es nun entstaubt und bringt es zum Reformationsjahr wieder auf die Bühne. Und wie: Diverse Chöre, Bands, Orchester und Schauspieler sollen das Stück zu einem Erlebnis machen. Das im Mittelpunkt stehende Gotteshaus kennen die Lübecker: Die Kreativen des Theaters haben St. Marien auf riesige Stoffhänger kopiert, sie bilden einen Teil des gigantischen Bühnenbildes.
„Das ist ein sehr ungewöhnliches Projekt“, sagt Operndirektorin Dr. Katharina Kost-Tolmein. „Selten waren mehr Leute auf der Bühne.“ Wichtig war den Machern, einen möglichst großen Kontakt zu Lübeck herzustellen. Viele der Musiker und Sänger stammen deshalb aus der Gegend, wie der Kinder- und Jugendchor Vocalino oder auch der Phemios Kammerchor. Die Proben laufen auf Hochtouren.
Und auch die Maler am Theater haben derzeit jede Menge zu tun. Anhand von Fotos haben sie mehrere zehn Meter lange Stoffhänger angefertigt, die den Eindruck der Marienkirche erwecken. Dass aus dem evangelischen Gotteshaus im Theater ein römisch-katholisches wird, stört den Marienpastor Robert Pfeifer nicht: „Das ist ein großartiger Beitrag zum Reformationsjahr“, sagt Pfeifer. Für den Pastor liegen Kirche und Theater ohnehin eng zusammen: „Ein Gottesdienst ist häufig ebenso dramatisch wie ein Theaterstück. Und wie das Theater arbeitet auch die Kirche mit Behauptungen“, lacht Pfeifer.
Es steckt viel in Bernsteins Stück, und viel wird auf der Bühne zu sehen sein. Ob alles gelingt, erfahren die Zuschauer bei der Premiere am 17. März. OP