
„Ich finde es freundlicher“, sagt Marianne Neuwohner beim Rundgang durch den neu gestalteten Verkaufsraum.
Modernisierung des Travemünder Cafés Niederegger kommt bei den Gästen gut an.
„Der ist bequem, man hat einen schönen Ausblick“, sagt Sabine Hantel aus Lübeck. Sie genießt in Travemündes wohl schmalstem Strandkorb die Sonne und den Blick auf die Trave. Der Korb ist in die Fassade der Niederegger-Filiale eingelassen, eine Neuerung im Zuge der Modernisierung.
Das Café Niederegger wurde 1806 durch Johann Georg Niederegger gegründet. Neben dem Stammhaus in der Lübecker Innenstadt gibt es in Lübeck fünf Filialen, von denen die Travemünder Filiale die älteste ist und seit 1977 betrieben wird. Da haben sich schon eigene Traditionen entwickelt, zu denen der Strandkorb gehört: Früher befand sich an der Stelle eine Sitzbank, die äußerst begehrt war. Hier konnte man „sehen und gesehen werden.“ Vor allem sehen. Weshalb das Sitzmöbel schnell den Spitznamen „Lästerbank“ weghatte.
Weil Sabine Hantel Geburtstag hat, haben sie im Rahmen der Lübecker Marketing-Aktion „Bettenwechsel“ eine Nacht im Travemünder A-Rosa-Resort gebucht. Mit einer Flasche Sekt auf dem Zimmer und Meerblick. Jetzt soll es noch ins Café gehen. Ehemann Thomas Hantel hat extra am Fenster einen Tisch reserviert.
Zum Café im Obergeschoss geht es durch den neu gestalteten Verkaufsraum. Da guckt sich gerade Marianne Neuwohner um. „Ich finde es freundlicher“, sagt die Bad Schwartauerin über die Modernisierung. „Es ist nicht mehr so wuschelig wie das vorher war. Es ist jetzt übersichtlicher, finde ich.“ Sie sucht für Freunde aus der Schweiz ein Präsent, das sind echte Marzipan-Fans.
Allerdings überlegt sie, ob sie nicht lieber Bruchmarzipan im Lübecker Fabrikverkauf nimmt. Den Freunden geht es eher um die Menge. „Die legen nicht so viel Wert auf Verpackung“, sagt Marianne Neuwohner. In den Laden ist sie trotzdem mal reingegangen, weil sie von der Neueröffnung gelesen hatte.
Schon am Eingang kann man kleine Kunstwerke sehen: In die rote Wand eingelassen sind rund 70 Jahre alte Marzipan-Formen, damals noch aus Schwefel und Gips gefertigt. Sie zeigen Motive wie das Holstentor oder Koggen. Die neuen Verkaufsregale links vom Eingang erinnern von der Anmutung an eine klassische Apotheke. Eine Anspielung auf die Zeit, als Marzipan als Allheilmittel galt und nur von Apothekern verkauft werden durfte.
Für die Café-Gäste im Obergeschoss hat sich äußerlich nicht so viel geändert. Die Cafémöbel wurden neu gepolstert und bezogen. Hier sitzen Brigitte und Gerhard Hagen aus Lübeck mit Annelie Fiebelkorn aus Travemünde auf Korbstühlen am gedeckten Tisch. Einmal die Woche Kaffeetrinken gehen muss sein, in Travemünde mit Blick auf die Passat. Natürlich sind sie dabei auch durch den neuen Verkaufsraum gekommen. „Ich finde das rote Glas schön, das ist ja in Lübeck auch so“, sagt Brigitte Hagen. Bei den Kunden kommt die Modernisierung gut an. Besonders die Motive von Holstentor, Rathaustreppe und Koggen. Sie zieren Küchenfliesen, Lampenschirm und Möbel, die Verkäufer werden vielfach darauf angesprochen. Sogar am Abend kann man sie noch bewundern: Im Außenbereich schmücken die lokalen und maritimen Motive die Fassade, von hinten beleuchtet. HN