Wie es war am Anfang: Udo Stücker möchte die schlichte, elegante Architektur von 1969 wieder zum Vorschein bringen. Foto: Archiv
Malente. Bis zum 13. April muss der Bürgerentscheid zum Erhalt des Haus des Gastes in Eutin über die Bühne gehen. Das entschied jetzt das Verwaltungsgericht in Schleswig. Die Stadtverwaltung wollte mit Landtagswahl am 7. Mai abstimmen lassen – ohne das Einvernehmen der Bürgerbürgerinitiative. Die Richter befanden nun, dass das so nicht geht.
Unterdessen hat sich der Eutiner Architekt Udo Stücker, der das Gebäude 1969 entworfen hatte, noch einmal konkrete Gedanken über die Sanierung des Haus des Gastes gemacht. Er bestreitet vehement, dass die Bausubstanz marode ist. Und die in einem Gutachten der Stadt ermittelten Sanierungskosten in Höhe von 2,84 Millionen Euro nennt Stücker nachweislich falsch. „Würde man auf dem Fundament das ganze Gebäude nach den neuesten Standards neu bauen, könnte man das für 1,8 Millionen Euro machen“, hat Stücker errechnet, um die Absurdität dieser Zahl zu untermauern. „Die realen Sanierungskosten betragen 500000 bis 700000 Euro!“ Das heutige äußere Erscheinungsbild habe das Gebäude der Stadt zu verdanken, die es mutwillig verfallen lasse. „Aber dahinter steckt eine Perle. Das ist ein Massivbauwerk, dass noch 200 Jahre hält, ohne zusammenzufallen“, meint auch Malte Tech von der Bürgerinitiative.
Nach den Vorstellungen von Udo Stücker sollte der Anbau in die Sanierung einbezogen und zum Standort für die Gastronomie mit 50 Plätzen werden. Im Hauptgebäude sollte die Leichtigkeit und Luftigkeit wiederherstellt werden, etwa durch die Öffnung der überdachten Terrasse im Obergeschoss. Hier stünden drei Veranstaltungsräume mit Platz für 50 bis 100 Gäste zur Verfügung. Für die Barrierefreiheit soll ein Aufzug sorgen. Im Erdgeschoss soll ein großzügiger Toilettenbereich entstehen, der der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Für Sigrid Jürß sind Gastronomie und Sanitärbereich entscheidende Argumente für den Erhalt und die Sanierung des Gebäudes: „An der modernisierten Stadtbucht und im Seepark gibt es keine Toiletten, die Leute müssen ins Gebüsch. Und selbst wenn die Schlossterrassen als Veranstaltungszentrum hergerichtet werden, wird es dort keine Gastronomie geben, aber das ist auch aus touristischer Sicht ein Unding!“ Unverständlich ist der Initiative ohnehin, warum die Stadt die Projekte „Schlossterrassen“ und „Haus des Gastes“ gegeneinander ausspielt, obwohl sie sich sinnvoll ergänzen könnten.
Udo Stücker gibt zu, dass ein Abriss „seines“ Haus des Gastes ihm das Herz brechen würde. „Aber entsetzt bin ich darüber, dass die Stadt daran festhält, an diesen einmaligen Standort ein Hotel anzusiedeln. Die Leute können sich überhaupt nicht vorstellen, was für ein Volumen so ein Projekt hat. Die Stadtbucht wäre für alle Zeiten verschandelt!“, so Stücker. Tatsächlich wird in einem Beschlussvorschlag der Stadt für den Hauptausschuss gefordert, die Vermarktung des Grundstückes als innerstädtischen Hotelstandort „sehr stark zu befördern und voranzutreiben“. vg