
Seit 2004 sammelt die Grenzdokumentationsstätte in Schlutup Zeugnisse aus der Zeit der deutschen Teilung. Der Trägerverein bittet nun die Hansestadt um Unterstützung. (Fotos: Sdf)
Die Grenzdokumentationsstätte in Schlutup sucht die Unterstützung der Hansestadt.
Das neueste Ausstellungsstück wurde per Rollator geliefert. Ein altes, kiloschweres Funkgerät, das vor Jahrzehnten in einer Abhörstation der DDR im Einsatz war. „Eines Tages kam tatsächlich ein älterer Herr mit dem Teil auf dem Rollator vorbei. Er selbst hatte früher als Funker das Gerät bedient“, erzählt Dorid Kundrus von der Grenzdokumentationsstätte LübeckSchlutup. Der Apparat erweitert nun die Ausstellung im ehemaligen Zollgebäude der Bundespolizei. Jetzt wurde sie nach einer Renovierungspause wieder für das Publikum eröffnet.
Die ansehnliche Sammlung der Grenzgedenkstätte ist durch persönliche Schenkungen und durch das Engagement der 145 Vereinsmitglieder seit ihrer Eröffnung 2004 stetig gewachsen. Und auch die Anzahl der Besucher. „Wir haben das letzte Jahr noch nicht abgerechnet, aber ich schätze, es sind zwischen sechs- bis achttausend Menschen gewesen. Dazu kommen noch die Teilnehmer der Veranstaltungen, aber wir zählen sie nicht“, berichtet Vereinsvorsitzende Ingrid Schatz. Besucher betreuen, Schulklassen begleiten, Veranstaltungen organisieren, die Exponate pflegen, die Räume saubermachen und in Ordnung halten: für die Vereinsmitglieder gibt es viel zu tun in der Dokumentationsstätte.
Nun rufen sie die Hansestadt zur Hilfe. „Wir wollen nicht viel von der Stadt, nur ein bisschen Unterstützung für unsere ehrenamtliche Arbeit. Wir brauchen eine Person, die stundenweise aushilft und uns erlaubt, länger zu öffnen“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Wichtig wäre noch, dass die Grenzdokumentationsstätte in den Werbe- und Informationsmaterialien der Lübecker Museen erwähnt wird. „Wir haben nicht die Möglichkeit, viel Werbung für uns zu machen. Es gibt nicht mal Schilder auf den Straßen, die auf uns hinweisen“, klagt Schatz.
Die Hansestadt will dem Verein schon helfen. Sie stellt bereits die Ausstellungsräume kostenlos zur Verfügung. Und die Bürgerschaft hat in Juni 2016 einen Bericht darüber gefordert, wie die Grenzdokumentationsstätte unterstützt werden könnte. Über das Wie wird noch diskutiert.
Der Direktor der Lübecker Museen Hans Wißkirchen stellt klar: „Bei der finanziellen und personellen Ausstattung der Lübecker Museen können wir das Marketing für die Dokumentationsstätte nicht übernehmen.“ Wenn das von der Stadt gewünscht wird, müsste man auch über eine Erhöhung des Budgets nachdenken, fordert er.
Die Diskussion kreist aber auch um die Qualität der Ausstellung in Schlutup. Hans Wißkirchen zollt dem Verein Respekt für die verdienstvolle Arbeit, man müsse „aber auch deutlich sagen: So wie die Gedenkstätte jetzt ist, ist sie kein Museum, sie erfüllt nicht die Qualifizierungsstandards vom Land Schleswig-Holstein.“ Dazu gehört ein Sammlungs- und Ausstellungskonzept, dem wissenschaftliche und didaktische Überlegungen zu Grunde liegen.
Diese Lücken könnte das Kulturprojekt „Grenzgeschichte(n)“ ausgleichen. Mit 40000 Euro von der Metropolregion Hamburg und jeweils 10000 Euro vom Land Schleswig-Holstein und von der Hansestadt Lübeck könnten Fachleute den Fundus der Dokumentationsstätte inventarisieren und neue Ausstellungskonzepte entwickeln. Auf die Inventarisierung freut sich der Verein, sagt Ingrid Schatz, auf Änderungen des Ausstellungskonzepts jedoch nicht: „Wir wollen Dokumentationsstätte bleiben und kein Museum werden. Wir leisten bereits mehr pädagogische Arbeit, als man glaubt. Und was kann ein wissenschaftlicher Standard mehr bringen, als das, was man selbst erlebt hat? Wir haben eine Menge Zeitzeugen, was soll da noch mehr Bücherwissen bringen?“
Die Diskussion um die Zukunft der Grenzdokumentationsstätte dürfte noch eine Weile andauern. Am kommenden Montag wird sich der Kulturausschuss wieder mit dem Thema befassen. »Die Grenzdokumenatationsstätte ist freitags und sonnabends von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.