Historischer Altarvorhang wird für Dauerausstellung in Szene gesetzt.
Im Schloss Eutin findet sich nichts vergleichbar Wertvolles: Das Antependium, ein jahrhundertealter Altarvorhang, ist der Schatz des Schlossmuseums – und so soll das licht- und klimaempfindliche Prachtstück auch inszeniert werden. Es bekommt ab April einen neuen Platz in einem dunkel gehaltenen Raum im Ostflügel. Die Vorbereitung haben jetzt begonnen.
Am Dienstag wurde das 5,15 Meter lange und 90 Zentimeter breite Antependium aus seiner Vitrine herausgenommen und von dem Hamburger Kunstfotografen Hennig Rogge in allen Details aufwendig abgelichtet und digitalisiert. Denn bei der späteren Präsentation haben die Besucher die Möglichkeit, per Trackball – eine Art Computer-Maus, mit der man über die Glasvitrine fährt – Ausschnittsvergrößerungen zu wählen, die dann auf einem Großbildschirm samt Hintergrundinformationen zu sehen sind. Neue Fakten zu dem vermutlich 1641 fertig gestellten Wandbehang haben Karin und Wolfdieter Schiecke vom Freundeskreis Schloss Eutin herausgefunden. Sie haben mit Textilhistorikern gesprochen und in Archiven recherchiert, halten sich aber mit der Preisgabe der Informationen noch weitgehend bedeckt, sie sollen noch ein Geheimnis bleiben. Eines verraten die Hobbyforscher aber doch: „Bei den fünf aufgestickten Medaillons mit biblischen Darstellungen wurde kein gekautes Brot verwendet. Das ist nur ein Gerücht, eine lange verbreitete Legende“, so Wolfdieter Schiecke.
Fest steht, dass das Altartuch mit seinen feinen Fadenstickereien und vielen aneinandergereihten Stoffflicken ein Unikat ist. „In der europäischen Kunstgeschichte gibt es das nicht noch einmal.
Textilien aus dem 17. Jahrhundert sind ohnehin selten erhalten geblieben. Damals dürfte das Antependium so teuer wie ein stattliches Landgut gewesen sein“, sagt Schloss-Kulturhistorikerin Tomke Stiasny. Sie geht davon aus, dass der Altarvorhang einst von Nonnen in einem Kloster im deutschsprachigen Raum gefertigt wurde. Konkreteres erfahren Interessierte in einem Vortrag, den Wolfdieter Schiecke am 28. März um 19.30 Uhr im Schloss hält. vg