Die Erinnerung wach halten

Aufwändige Recherchearbeit für viele Veranstaltungen: Felice Langenberg vom Haus der Kulturen, Christian Rathmer und Heidemarie Kugler-Weiemann (v.l.). (mpa)

Initiative Stolpersteine Lübeck stellt Programm zum Thema „Zerstörte Vielfalt“ vor.

Seit zehn Jahren sind sie aktiv. 193 Stolpersteine wurden seither in Lübecker Gehsteigpflaster verlegt. Sieben Stolpersteine sollen in diesem Jahr folgen. Dann sind es insgesamt 200 Stolpersteine und damit „200 Schicksale von Menschen, die uns wenig bis gar nicht bekannt sind“, sagt Heidemarie Kugler-Weiemann von der Initiative Stolpersteine in Lübeck. „Drei von diesen Menschen haben ihre Deportation unter schwersten Bedingungen überlebt“, erzählt der Historiker Christian Rathmer.

Unter dem Titel „Zerstörte Vielfalt“ wurde bereits 2013 und 2015 ein Jahresprogramm mit Veranstaltungen auf den Weg gebracht, die an die verfolgten und ermordeten Juden, die aus Lübeck deportiert wurden, erinnerten. „Mit unseren Veranstaltungen zur Erinnerungskultur möchten wir auch spiegeln, wie die Vielfältigkeit in der Gesellschaft dezimiert wurde“, so Rathmer. Für 2017 ist nun wieder ein umfangreiches und interessantes Programm entstanden. Darin gehe es um spannende Biografien, um Menschen, „die Großes geleistet haben und vergessen wurden.“

Start ist am 27. Januar im Haus der Kulturen, Parade 12, ein Vortrag und Anregung zur Spurensuche unter dem Titel „In Lübeck Zuhause – in Auschwitz ermordet“. Mit Fotos und Dokumenten stellt Heidemarie Kugler-Weiemann die Schicksale mehrerer Familien aus Lübeck vor. Recherchewege sind dabei nicht einfach und oft von spannenden „Zufällen“ begleitet.

Am 25. Februar schließt sich ein Workshop „Gedenkort Gestapozellen“ an. Im Keller des Lübecker Zeughauses, wo Polizeipräsidium und Gestapo ihren Sitz hatten, befinden sich die heute noch erhaltenen einstigen Verhörzellen. Nach einer Besichtigung dort soll gemeinsam nachgedacht werden, wie dieser authentische Ort zu einem würdigen Gedenkort werden kann. Neben weiteren Veranstaltungen folgt ein Rundgang zu Stolpersteinen in St. Lorenz Nord am 25. März. Sie erinnern an jüdische Familien in der Schwartauer Allee und in der Adlerstraße. Eine Jubiläumsveranstaltung und Bilanz zu zehn Jahren Initiative Stolpersteine in Lübeck ist für den 24. Juni beabsichtigt. Dabei stellen sich die Mitglieder der Initiative Fragen des Publikums, der Wissenschaft und der Presse.

In der zweiten Jahreshälfte wird der Künstler Gunter Demnig die sieben Stolpersteine in der Hansestadt verlegen. Weitere Veranstaltungen im zweiten Halbjahr sind in Planung.

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, weiterhin an die Menschen zu erinnern. Das ist ein Anliegen, dem wir uns verpflichtet fühlen“, sagt Heidemarie Kugler-Weiemann. „Die Pflege von Erinnerungskultur fußt in Lübeck auf ehrenamtlichem und gesellschaftlichem Engagement. Es ist auch eine Aufgabe von Stadt, Land und der Museen“, so Christian Rathmer. mpa

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