Gute Konjunktur mit Fragezeichen

IHK Lübeck zieht für 2016 eine positive Bilanz. Außenpolitische Lage sorgt für Unsicherheit.

Volle Auftragsbücher, brummender Handel mit gutem Weihnachtsgeschäft und steigende Beschäftigung: Die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck zieht eine durchaus positive Bilanz der letzten zwölf Monate. Auch wenn der Konjunkturklimaindex Ende 2016 etwas weniger Punkte als vor einem Jahr aufweist, liegt er klar im Plus: 112 statt 120 Punkte. „Unsere Unternehmen haben gute Geschäftsmodelle entwickelt, sie sind flexibel und können sich auch in schwierigen Zeiten anpassen und eine relativ stabile Auftragslage sichern“, sagte IHK-Präses Friederike C. Kühn auf einer Pressekonferenz. In die Freude mischten sich jedoch auch Sorgen. Der Brexit, die Präsidentschaftswahlen in den USA, die dramatische Lage im Nahen Osten und Terrorgefahren verunsichern die Wirtschaft, erklärte Kühn. „Im Norden startet die Wirtschaft mit verhaltenem Optimismus ins neue Jahr.“

Zur positiven Entwicklung habe eindeutig der Tourismus beigetragen. Schleswig-Holstein habe vom Trend zum Urlaub im Inland gut profitiert. „Wir haben ein Rekordjahr erlebt. Bundesweit gesehen liegt der Index bei 139,6 Punkten, aber wir an der Ostsee liegen noch mal deutlich besser bei 146,7 Punkten.“ Auch die private Ausgabebereitschaft lag auf einem hohen Niveau und trug dazu bei, die Wirtschaft anzukurbeln. Vornehmlich der Handel beschäftigte mehr Arbeitnehmer, „im HanseBelt entstanden rund 6000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, das ist ein Plus von zwei Prozent“.

Gestiegen ist auch die Zahl der Ausbildungsverträge: 2,2 Prozent mehr. Das sei auch dem doppelten Abiturjahrgang zu verdanken, merkte der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, Lars Schöning an.

„Davon werden wir im nächsten Jahr noch profitieren, danach wird der Wettbewerb um neue Fachkräfte aber wieder härter“, fügte er hinzu.

Die Exportwirtschaft habe sich gut entwickelt, spüre jedoch weiterhin die Wirkung der Sanktionen gegen Russland, erläuterte IHK-Präses Kühn. Im Vergleich zu 2014 sind die Ausfuhren um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Insbesondere die Lebensmittelindustrie war davon betroffen. Gerade diese Maßnahmen machten deutlich, welche Bedeutung der Freihandel für eine florierende Wirtschaft habe, sagte die IHK-Präses. „Deswegen stehen wir für die TTIP-Verhandlungen mit den USA. Sie müssen weitergeführt werden, sobald die neue Regierung dort im Amt ist.“

Zur positiven Bilanz gehört auch die Verbesserung der Infrastruktur in Schleswig-Holstein. IHK-Geschäftsführer Schöning freute sich darüber, dass zwei wichtige Projekte endlich in den neuen Bundesverkehrswegeplan übernommen wurden: der Ausbau der B404 zur A21 sowie die Erweiterung des Elbe-Lübeck-Kanals. „Unsere Beharrlichkeit und unsere Argumente haben maßgeblich dazu beigetragen, die zukünftige Anbindung des HanseBelts deutlich zu verbessern.“ SDF

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