Der Zaubertrank der Druiden Lübecks

Lübecks Druiden haben ein neues Zuhause im Gewölbekeller des Heiligen-Geist-Hospitals. Altvorsitzender Joachim Lindenheim, Vorsitzender Torben Schott und stellvertretender Vorsitzender Thomas Homrich (von links) freuen sich über die neue Loge. (Fotos: Sdf)

Die Druidenloge setzt die Erlöse ihres Punschstandes auf dem Weihnachtsmarkt für die Seniorenbetreuung ein.

Da steht also die Tasse mit dem herb und würzig schmeckenden Trunk. Am Glühweinstand neben dem Rathaus geht wieder mal eine Portion des heiß dampfenden Punsches über den Tresen. Ein echter Druiden-Punsch, nach alter Rezeptur mit Fliederbeeren und ausgesuchten Gewürzen gemischt und von echten Druiden verkauft. Echte Druiden? Gibt es die wirklich? In Lübeck schon. Und in ganz vielen anderen Ländern der Welt auch, sagt Torben Schott, der Vorsitzende der Lübecker Druidenloge. „Mit Magiern und Hexern und den Druiden aus den Asterix-Heften haben wir aber gar nichts zu tun“, versichert er weiter.

Der Druidenorden ist in etwa ein Wohltätigkeitsverein, der bereits 1781 in England gegründet wurde. Lübecks Loge zu den sieben Türmen entstand 1972. „Der Name ist damals gewählt worden von den Ordensgründern in Anlehnung an die druidische Kaste der alten Kelten, und zwar waren es Gelehrte aus allen Wissensbereichen, die durch ihr Wissen und Handeln eine Vorbildfunktion für ihre Gesellschaft hatten.“ Wissen vermehren und verbreiten, Menschen helfen und respektieren, gerecht handeln und die Natur achten: das sind die Prinzipien des Druidenordens. „Wir sind kein Geheimbund, wir sind ein ganz normaler Verein, und wie jeder Verein haben wir unsere Regeln und unsere Rituale.“

Und jetzt auch ein neues Zuhause. Seit Mitte Dezember ist die Druiden-Loge im Gewölbekeller des Heiligen-Geist-Hospitals beheimatet. Dort hängt an einer Art Altar ein siebenzackiger Stern. Auf einem kleinen Tisch davor liegen eine Öllampe, eine silberne Sichel und ein Bund Mistel. Sichel und Mistel? Also doch Kräuterzauberei? „Nein, nein“, erläutert der Druidenvorsitzende. „Diese Symbole erinnern uns an unsere sieben historischen Weisungen und unsere Werte.“ Eine magische, religiöse oder gar politische Bedeutung besitzen die Gegenstände nicht, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Thomas Homrich. „Wir missionieren nicht, weder politisch noch religiös. Nicht, weil wir unpolitische Menschen sind. Aber alles, was das brüderliche Miteinander stören könnte, klammern wir bei unseren Treffen aus.“ Das betrifft übrigens auch die Frauen. Es gibt zwar druidische Frauenlogen, und bei den rein männlichen Logen wirken Frauen mit. Während der rituellen Sitzungen bleiben die Brüder jedoch unter sich. „Geheimnisse haben wir aber nicht. Wir laden alle ein, bei uns vorbeizuschauen und mitzumachen“, fügt Homrich hinzu. „Das einzige Geheimnis, das wir haben, ist das Rezept für unseren Punsch. Zauberkräfte hat er allerdings nicht.“ Wirklich nicht? Immerhin verkauft sich der Druidenglühwein mit oder ohne Alkohol zauberhaft gut. Die 23 Mitglieder der Loge betreiben fünf Wochen lang ihren Stand. Am Ende sammeln sie gut 6000 Euro ein. „Die Erlöse fließen zu 100 Prozent in unsere karitativen Zwecken. Unsere ganze Tätigkeit ist ehrenamtlich“, berichtet Schott.

Über 1000 Stunden freiwillige Arbeit leisten die Ordensbrüder jährlich. Als Lesepaten in zwei Kindergärten, aber hauptsächlich in der Seniorenbetreuung. Mit ihrem eigenen Bus fahren sie Bewohner der acht städtischen Altenheime auf eintägige Ausflüge. „Wenn wir sie abholen, sehen wir Senioren mit versteinerten Mienen. Mit jedem Kilometer, den wir weiterfahren, hellen sich ihre Mienen ein bisschen auf. Wenn wir sie abends zurückbringen, dann sind sie alle gut gelaunt und zehn Jahre jünger.“ Aha, zehn Jahre jünger. Und das alles Dank des Holunderbeerentrunks vom Weihnachtsmarkt.

Wenn das keine Druidenzauberei ist SDF

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