
„Für Atahualpa“: Der diesjährige Preisträger der Jahresschau Klaus Amman setzt sich mit den Eroberungskriegen der Europäer in Südamerika, Afrika oder Asien auseinander. (Fotos: Sdf)
Die Jahresschau der Lübecker Künstler ist wieder in der Kunsthalle St. Annen zu sehen.
Aller guten Dinge sind drei. Und die dritte Leistungsschau der Lübecker Künstler und ihrer Gäste in der Kunsthalle St. Annen ist auch gut geworden. Sie räumt die Zweifel und Unsicherheiten beiseite, die bei den ersten beiden Ausgaben aufkeimten. Mal schienen die Museumsleute nicht so sicher zu sein, ob die Qualität der hiesigen Künstlerschaft dem hohen Anspruch einer Kunsthalle gerecht würde. Mal fanden die Lübecker Kunstschaffende das museale Korsett etwas zu eng für ihre Experimentierfreudigkeit. Nun betonen beide Seiten ihre Zufriedenheit.
„Dass die Auswahl der Werke durch eine Jury erfolgt, in der externe Fachleute die Mehrheit bilden, hat sich bewährt“, sagt der Leiter der Lübecker Museen Hans Wißkirchen. Ja, die strenge Prüfung durch die Jury hat schon für manchen Schmerz gesorgt, berichtet die Vorsitzende der Gemeinschaft der Lübecker Künstler Ulrike Traub. „Aber es war schön, dass Externe einen anderen Blick auf unser Schaffen geworfen haben und einiges neu aufgemischt haben.“
Alle zwei Jahre darf sich die Gemeinschaft in der Kunsthalle präsentieren, in den Jahren dazwischen sucht sie woanders Asyl. Der Trend zur schlanken Darbietung setzt sich indes fort.
Gerade 87 Arbeiten von 44 Künstlern werden in der Kunsthalle gezeigt. Eingereicht wurden gut viermal so viele Werke, die Jury hatte also einiges zu tun. Dabei war sie bestrebt, „einen Querschnitt der Lübecker Ateliers zu zeigen, zu entdecken, was neu, fremd, was noch widerspenstig ist“, schreibt der Direktor des Staatlichen Museums Schwerin und Jury-Mitglied, Gerhard Graulich, im Katalog. Und so erlebt man auf den drei Etagen von St. Annen beinahe alle Formen der bildenden Kunst. Man lernt Schöpfer kennen, die sich sehr fokussiert mit den Mitteln der Malerei auseinandersetzen, so wie Ida Möller. „Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Wirkung der Farbe Gelb“, erklärt sie zu ihrem Gemälde aus gelben Dreiecken. Andere begeben sich in die Untiefen der Geschichte, so wie Klaus Amman, der Jahresschau-Preisträger. Mit einer Kombination aus gefundenen Holz- und Metallteilen erinnert er an den letzten Inka-Herrscher Atahualpa und an die Gräueltaten europäischer Eroberer.
Ulrike Traubs „Daphne“ interpretiert uralte griechische Mythen neu, während ihre Kolleginnen Eva Ammermann und Sabine Egelhaaf sich in ihren Fotos brenzligen ökologischen oder sozialen Fragen der Gegenwart widmen. Auch das größte und bezauberndste Stück der Jahresschau besitzt einen aktuellen Hintergrund. Ute Lübbe hat eine glitzernde Quallenschar aus leeren Kunststoffflaschen und Strandgut mitten in einem Saal aufgehängt. Ihr „Schwarmprojekt“ spielt auf die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll an. Ab morgen sind diese Installation und all die anderen Werke der Jahresschau der Lübecker Künstler bis zum 8. Januar 2017 zu bestaunen. SDF