
Spiegelblank: Bettina Ernst, Michael Groth und Jens Torkuhl von der Interessengemeinschaft Mühlenstraße säubern die Schaufenster des leeren Kaufhauses. (Fotos: Sdf)
Geschäftsleute befreien altes C&A-Gebäude von Schmierereien und Plakaten.
Für gewöhnlich hält Jens Torkuhl feinste Unterwäsche in den Händen. Heute aber hantiert er mit Schrubber, Spachtel und Putzschwamm. Denn der Inhaber eines Fachgeschäfts für Dessous und weitere Geschäftsleute in der Nachbarschaft haben sich vorgenommen, etwas für die Sauberkeit zu tun: Die Interessengemeinschaft Mühlenstraße will die verschmierten und verdreckten Schaufenster des ehemaligen C&A-Hauses putzen. Mit starken Reinigungsmitteln und gutem Willen gehen die Geschäftsinhaber selbst ans Werk.
„Wir bezeichnen uns als die schönste Weihnachtsstadt des Nordens und wir wollen etwas dafür tun“, sagt Torkuhl. So wie er ärgert sich auch Papier- und Schreibwarenhändler Michael Groth über den Leerstand und den Dreck. „Besonders für die untere Mühlenstraße ist so ein schlechtes Straßenbild schon nachteilig“, sagt er und beklagt sich über geringeren Kundenumlauf, seitdem C&A umgezogen ist: „Man braucht sich nur umzudrehen: Der Laden gegenüber steht auch schon lange leer.“ Bettina Ernst vom Spielzeugladen Kinderkram kratzt beherzt eine größere Schmiererei ab. Reinigungsbesessen ist sie nicht, sagt sie. „Wenn es bloß kleine Graffiti wären, würde es mich nicht stören. Aber so geht es nicht.“ Besonders in der Vorweihnachtszeit hätte sie lieber eine schönere und saubere Straße, wo man gerne flaniert.
Eigentlich sei Aufgabe es des Besitzers, das Gebäude sauber zu halten, merkt Olivia Kempke, Geschäftsführerin des Lübeck Managements an. Ihr sind verwahrloste Schaufenster ein Dorn im Auge. „Man kann Leerstand zumindest so gestalten, dass er nicht negativ auffällt“, sagt sie.
Für den neuen Eigentümer des Kaufhauses, die Devello Immobilien AG von Andreas Marx und Jürgen Schrader, habe es wenig Sinn gehabt, gerade jetzt die Schaufenster reinigen zu lassen. „Die Bauarbeiten beginnen bald, schon im Dezember geht der Entkerner rein“, teilt Andreas Marx auf Anfrage des Wochenspiegels mit. Das Gebäude wird im inneren kräftig umgestaltet. „Im Erdgeschoss ziehen ein Lebensmittelmarkt, ein Bäcker, eine Apotheke und ein Sanitätshaus ein. In den zwei oberen Etagen entstehen auf 4000 qm Arztpraxen.“ Das Gesamtvolumen der Investition beziffert Marx auf zwölf bis 13 Millionen Euro. Zu Weihnachten des kommenden Jahres soll das Haus dann im neuen Glanz erstrahlen. SDF