Frauen mit Wohnsitz in Lübeck und Anspruch auf Sozialleistungen müssen die Kosten für verschreibungspflichtige Empfängnisverhütungsmittel zukünftig nicht mehr selbst tragen, auch wenn sie über 20 Jahre alt sind. Die Hansestadt ist einer von sieben Standorten, die in den kommenden 30 Monaten an dem bundesweiten Modellprojekt „BIKO – Beratung, Information und Kostenübernahme von Verhütungsmitteln“ des Pro familia-Bundesverbandes teilnehmen werden.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Es ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu verschreibungspflichtigen, sicheren und gut verträglichen Verhütungsmitteln für Frauen, die wenig Geld zur Verfügung haben. Ab sofort können sich Frauen in der Pro familia-Beratungsstelle in Lübeck informieren und einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Die Beraterin Anne Potthoff und ihre Kollegin Claudia Tiedemann bieten Information und Beratung zum Thema Verhütung an. Auch das gehört zum Projekt.
„Frauen verändern ihr Verhütungsverhalten, wenn das Geld knapp ist. Bei der Entscheidung für eine Methode werden die Kosten zum entscheidenden Kriterium, nicht aber die eigentlich wichtigen Faktoren Sicherheit und Verträglichkeit“, sagt Anne Potthoff, Leiterin von Pro familia Lübeck. Mit dem Modellprojekt möchte Pro familia Frauen ermöglichen, ihr Recht auf selbstbestimmte Entscheidungen bei der Wahl ihrer Verhütungsmittel zu verwirklichen. Das entspricht dem Menschenrecht auf Verhütung und hilft Schwangerschaftskonflikte zur vermeiden.
Empfängerinnen von Leistungen nach dem SGB II, SGB XII, § 6a BKGG, von BAföG, Berufsausbildungshilfen BAB, von Wohngeld oder von Zahlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz können eine Übernahme von Verhütungskosten beantragen. Ebenso richtet sich das Angebot an Frauen, deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt. Für die Kostenübernahme des Verhütungsmittels brauchen Frauen ein Rezept.
In der Pro familia-Beratungsstelle wird dann nach Vorlage von Rezept und Leistungsnachweis eine Bestätigung über die Berechtigung ausgestellt. Mit dieser Bestätigung erhalten sie das Mittel ihrer Wahl in der Apotheke kostenfrei. Die Apotheke rechnet direkt mit Pro familia ab, die Frauen müssen kein Geld zahlen. Das Modellprojekt soll zuverlässige Daten für den tatsächlichen Bedarf an einer Kostenübernahme liefern.
»Weitere Informationen erteilt pro familia Lübeck, Dr.-Julius-Leber-Straße 9, unter Telefon 0451/ 4098057.